Vitamin K-Prophylaxe
Autoren: Dr. med. M. Stocker, Dr. M. Fontana (Neonatologie und Kinderintensivstation)
Version: 04/03, akt. 08/2019
Schema Vitamin K-Prophylaxe
Neugeborene ohne i.v.-Zugang | ||
Alter | Zeitpunkt | Dosis |
4 Stunden | nach der Geburt | 2 mg Konakion® MM oral |
4 Tage | mit dem Screening-Test "Guthrie" | 2 mg Konakion® MM oral |
4 Wochen | mit der Vorsorgeuntersuchung 1 Monat | 2 mg Konakion® MM oral |
Neugeborene mit i.v.-Zugang | ||
Alter | Zeitpunkt | Dosis |
4 Stunden | nach der Geburt | 0.5 mg Konakion® MM i.v. (i.m.) |
4 Wochen | mit der Vorsorgeuntersuchung 1 Monat | 2 mg Konakion® MM oral |
Grundlagen
Seit 2003 wird in der Schweiz empfohlen, dass 3 Dosen an Vitamin K (2mg) p.o. im Alter von 4 Stunden, 4 Tagen und 4 Wochen verabreicht werden, um das Risiko einer Vitamin-K-Mangelblutung zu reduzieren.
Eine schweizerische prospektive Studie hat gezeigt, dass die Hauptrisikofaktoren für Vitamin-K-Mangel-assoziierte Blutungen sind die Verweigerung der Prophylaxe oder eine unbekannte cholestatische Erkrankung.
Unterlassung oder Verweigerung der Vitamin K-Prophylaxe erhöht das Risiko einer Spätblutung um das 50-fache
Die umstrittene präpartale Vitamin K-Verabreichung an Schwangere, die enzyminduzierende Medikamente einnehmen, wird nur noch in ganz speziellen Fällen empfohlen (vgl. Sondersituationen).
Die Vitamin K-Gaben sollen ins Gesundheitsheft eingetragen werden.
Sondersituationen
Schwangere Frauen, die unter einer Dauermedikation mit enzyminduzierenden Medikamenten (Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepine, Primidone, Rifampicin, INH) stehen, benötigen in der Regel keine antenatale Vitamin K-Substitution.
Ausnahmen, bei welchen die Gabe von 20 mg/Tag Konakion® MM oral 7-10 Tage vor der erwarteten Geburt indiziert ist, sind
- geplante vorzeitige Entbindung (< 37 SSW) und Einnahme von enzyminduzierenden Medikamenten
- Hepatische Grunderkrankung der Mutter und Einnahme von enzyminduzierenden Medikamenten
- Kombinationstherapien von enzyminduzierenden Medikamenten
Gestillten Kindern, deren Mütter unter Phenprocoumon (Marcoumar®) stehen, soll wöchentlich 1 mg Konakion® MM oral zugeführt werden. Der kurzen Halbwertszeit wegen ist diese Vorsichtsmassnahme beim Einsatz von Acenocoumarol (Sintrom®) nicht notwendig.
Beobachtet man beim Säugling einen Ikterus prolongatus (sichtbar gelbe Haut nach dem 14. Lebenstag), so soll eine Cholestase ausgeschlossen werden. Liegt beim Kind eine Grundkrankheit mit gestörter Vitamin K-Resorption vor, muss entsprechend substituiert werden. Bei jedem Säugling mit Blutungen ohne ersichtliche Ursache ist eine Thromboplastinzeitbestimmung (Quick oder INR), allenfalls eine erweiterte Gerinnungsabklärung, angezeigt.
Quellen
1. Schubiger G. et al. Vitamin K-Prophylaxe bei Neugeborenen: Neue Empfehlungen. Paediatrica 2002; 13(6): 54-55 (PDF)
2. Laubscher B, Bänziger O, Schubiger G. Prevention of vitamin K deficiency bleeding with three oral mixed micellar phylloqui-none doses: results of a 6-year (2005-2011) surveillance in Switzerland. Eur J Pediatr. 2013 Mar;172(3):357-60. doi: 10.1007/s00431-012-1895-1.