HIV: Prävention der perinatalen Transmission

31.07.19 - Medikamente aktualisiert

31.07.19 - Medikamente aktualisiert

25.12.18 - Aktualisierungen gemäss nationalen Richtlinien

Inhaltsverzeichnis

Autor: Dr. med. D. Morgillo, Dr. med. M. Fontana, Dr. med. M. Stocker (NeoIPS), Dr. med. M. Büttcher (Kinderinfektiologie)
Version: 06/2018, akt. 12/2018

Grundlagen

Voraussetzung zur Prävention einer HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind ist das konsequente HIV-Screening aller schwangeren Frauen. Das Ziel der antiretroviralen Therapie während der Schwangerschaft ist die vollständige Suppression der Virusreplikation (HIV RNA-PCR). Die Übertragung kann heute unter optimalen Bedingungen praktisch immer verhindert werden.

  • Schwangere sollten immer am Pränatalboard besprochen werden und ein Procedere festgelegt werden.

Schwangerschaft, Geburtsmodus und mütterliche Behandlung unter Geburt:

MoCHIV Studie

(Swiss Mother and Child HIV Cohort Study)

  • Wenn möglich sollten alle HIV positiven Müttern mit Ihren Kinder in die Kohorte eingeschlossen werden
  • Aufnahme der Schwangeren in die Studie durch Infektiologen bereits pränatal. Kann auch noch nach der Geburt des Kindes nachgeholt werden
  • http://www.shcs.ch

Behandlung des Neugeborenen nach der Geburt

Risikostratifizierung und Indikation PEP (Post Expositions Prophylaxe)



Tabelle 1: Risiko-Einteilung und Postexpositionsprophylaxe im LUKS

  • PEP Beginn sobald als möglich nach der Geburt (innert 4 Lebensstunden)
  • PEP Medikament/e vor Geburt bestellen

PEP Medikamente

High risk

Dreierkombination einer ART (4 Wochen)
Gabe via Magensonde zu Beginn.

Bei bisher HIV behandelten Schwangeren → Empfehlung durch Spezialisten/ Pränatalboard; (meistens 2 NRTI plus 1 PI oder 1 INSTI )

Bei bisher unbehandelten Schwangeren: (2 NRTI und 1 NNRTI)
Zidovudine (AZT) + Lamivudine (3TC) + Nevirapine

Medikamente am LUKS

Nevirapine (NNRTI) bzw. Raltegravir (INSTI) als Suspension durch Pharmazie herstellen lassen. Konzentration und Dosierungen siehe Tabelle 2 und Bemerkung zu Raltegravir.


Fertigprodukte: (Compendium Stand Juli 2019)

Zidovudine: Retrovir AZT Sirup 10mg/ml
Lamivudine: 3 TC Trink Lös 10mg/ml o Alk
Lopinavir/Ritonavir: Kaletra Sirup (80mg Lopinavir/ 20mg Ritonavir pro 1ml)



Tabelle 2: Dosierungen nach Alter und Gewicht (BD: 12stdl., TDS: 8 stdl., QDS: 6 stdl.) Quelle:BHIVA- 2018 (Ganzer Artikel)

Bei mütterlicher Nevirapine Resistenz bzw. HIV-2 Infektion

INSTI (Raltegravir) plus 2 NRTI (siehe oben).

Raltegravir (RGV):

  • Woche 1: 1.5 mg/kg/dos 24 stdl.
  • ab Woche 2: 3mg/kg/dos 12 stdl.

Dauer Neo PEP: Konsilium pädiatrische Infektiologie

Stillen

Contra Stillen:

  • high risk Situation ("suboptimales Szenario")

Pro Stillen:

  • Partizipative Entscheidungsfindung notwendig (siehe Tabelle 3)
  • Konsensfindung am besten vor der Entbindung zusammen mit behandelndem Team

Tabelle 3: Entscheidungsfindung bei HIV-infizierten Müttern mit starkem Stillwunsch

Tabelle 3: Entscheidungsfindung bei HIV-infizierten Müttern mit starkem Stillwunsch

Abklärungen / Verlaufskontrolle beim Kind

Wochenbett/ Neonatologie

In der ersten Lebenswoche zwischen Tag 3-5 (nur falls unter PEP):

  • BB, Tc, BGA, Laktat, ASAT, ALAT, alkalische Phosphatase, Bilirubin total, Amylase, Lipase, Krea-tinin, Cholesterin, Triglyceride, Quick, PTT, Schädel-US

Während PEP

  • HG II, Transaminasen wöchentlich (Ausschluss Anämie, Neutropenie)

Anmeldung Päd. Infektiologie Sprechstunde auf der Tagesklinik

  • Erste Kontrolle mit 1 Monat

Quellen

  1. Fachkommission Klinik und Therapie HIV/Aids: Schwangerschaft und HIV: Empfehlungen der FKT zur Prävention der verikalen HIV-Transmission. BAG-Bulletin 2004;53:1008-1011
  2. Fachkommission Klinik und Therapie HIV/AIDS: HIV, Schwangerschaft und Geburt: Ein Update der Empfehlungen zur Prävention der vertikalen Transmission. BAG-Bulletin 2009;5:69-75
  3. Rudin C. Empfehlungen zur Behandlung und Betreuung HIV-infizierter Frauen während Schwanger-schaft und Geburt, sowie ihrer Kinder nach der Geburt. (Link)
  4. Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) zur Prävention der HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind. BAG Bulletin 4/16, S.80/81. (Link)
  5. British HIV Association (BHIVA) guidelines on the management of pregnancy for women living with HIV, Neonatal management, 2018;75-91. (Link)
  6. BAG Bulletin 50 vom 10.Dezember 2018. Empfehlungen der Eidgenössischen Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) für die medizinische Versorgung von HIV-infizierten Frauen und ihren Kindern