HCV-positive Mutter: Vorgehen

Inhaltsverzeichnis

Autoren: Dr. med. J. Spalinger / Dr. med. M. Fontana
Version: 01/13

Grundlagen

Eine mütterliche Infektion mit dem Hepatitis C Virus (HCV) stellt ein Risiko für eine vertikale Transmission von HCV auf ihr Kind dar. Die nachfolgende Richtlinie regelt das Management neugeborener Kinder von HCV-infizierten Müttern.

Epidemiologie/Allgemeines

Insgesamt sind 7 verschieden HCV Genotypen bekannt. Die Prävalenz wird in der Schweiz auf 0.5-1% geschätzt.

Die Anti-HCV-IgG werden transplazentar übertragen und sind beim Kind bis ins Alter von 12-18 Monaten  nachweisbar. Sie sind deshalb für den raschen Ausschluss einer HCV Infektion beim Säugling ungeeignet. Die Sensitivität für HCV-RNA-Nachweis im Plasma steigt rasch nach der Geburt an, ist 22% in den ersten Wochen und 97% > 4 Wochen.

Man redet von chronischer HCV Infektion wenn der HCV-RNA im Plasma über > 6 Monate nachweisbar ist.

Die prognostischen Faktoren bei HCV-Infektion sind:

  • günstig: kurze Krankheitsdauer, fehlende Co-Infektionen, Genotyp 2 oder 3
  • ungünstig: lange Krankheitsdauer, beginnende Zirrhose, Co-Infektion (v.a. mit HIV), Genotyp 1, persistierender i.v. Suchtmittelkonsum

Transmission

Es gibt zwei Transmissionswege:

  • vertikal (intrauterin oder intrapartal/perinatal)
  • horizontal, über Blut oder Blutprodukte, i.v. Suchtmittelkonsum, sexuelle Übertragung

Zum Transmissionsrisiko Mutter/Kind

Die Transmission ist vor allem ab dem dritten Trimenon zu erwarten und findet in insgesamt in 3-5% der Fälle statt. Die Transmission ist vor allem von der Virämie abhängig: wenn eine Mutter HCV-Antikörper positiv aber HCV-RNA negativ ist, beträgt das Transmissionsrisiko < 1%; wenn eine Mutter hingegen HCV-Antikörper und -Antigen (HCV-RNA) positiv ist, beträgt das Trans-missionsrisiko bis 11%.

Eine elektive Sectio ist nicht indiziert, da die Transmissionsrate nach heutigem Stand der Literatur nicht gesenkt bzw. oder eine Transmission gar verhindert wird. Stillen erhöht das Risiko der Transmission nicht. Das Transmissionsrisiko ist höher bei HIV-Co-Infektion der Mutter (bis 16%) oder bei i.v. Suchtmittelkonsum.

Empfehlungen für Neugeborene von HCV-positiver Mutter

Eine HCV-Infektion der Mutter ist KEINE Kontraindikation für das Stillen. AUSNAHMEN sind HIV-Co-Infektion oder Beikonsum von Suchtmitteln, oder Situationen, bei denen das Stillen kontraindiziert ist. Bei rissigen oder blutenden Brustwarzen wird vom Stillen abgeraten. Es sind keine speziellen Isolationsmassnahmen beim Kind notwendig. Der Abklärungsgang beim Kind einer HCV-infizierten Mutter wird in der folgenden Figur dargestellt.

Falls HCV-Infektion beim Kind nachgewiesen

Die regelmässige Betreuung findet in der Spezialsprechstunde (Gastroenterologie/Hepatologie: Dr. Spalinger) statt. Alle 6 Monate werden Leberfunktionsparameter und Virämie gemessen. Alle 12 Monate sind zusätzlich Lebersonographie und die Bestimmung des AFP durchzuführen.

 

 

 

 

Quellen:

  1. Davison SM et al. Perinatale hepatitis C virus infection: diagnosis and management. Arch Dis Child 2006;91:781-785 (Abstract)
  2. Red Book 2012 (American Academy of Pediatrics)
  3. Handbook of Obstetric Medicine; Third Edition; Nelson-Piercy; Informa Healthcare, 2006