Beratungstipps

08.07.22 - Beratungstipp "Reisen / Fliegen" verlinkt mit Empfehlungen über Flugreise mit Früh- und Neugeborenen

Inhaltsverzeichnis

Autoren: Dr. med. P. Imahorn / Dr. med. I. Bachmann Holzinger
Version: 10/10, Revision: 08/14

Hinweis: zu zahlreichen Themen gibt es im KISPI Wiki eine ausführliche Beschreibung

Analgetika (siehe Notfallmediblatt)

Antipyretika (siehe Notfallmediblatt)

Appendicitis (siehe Bauchschmerzen)

Aspiration von Fremdkörper (siehe Fremdkörper)

Asthma bronchiale

Kinder mit bekanntem Asthma bronchiale haben meistens einen Therapie-Stufenplan. Die Therapiestufe wird den Symptomen entsprechend angepasst.
BERATUNGSTIPP: nach dem Stufenplan fragen (und v.a. nach der aktuellen Inhalations-Stufe). Ebenfalls fragen, wie bisher inhaliert wurde.
Oft vergessen die Eltern, dass sie bei einem akuten Asthmaanfall Ventolin hochdosiert einsetzen können. Falls anamnestisch nicht klar wird, ob das Kind eine obstruktive Episode hat bzw. wie das Atemgeräusch klingt, kann man die Eltern bitten, das Telefon an den Kopf des Kindes zu halten (nicht direkt vor den Mund).

Notfalltherapie

Bei akutem Asthmaanfall / obstruktiver Episode → Ventolin DA (via Vorschaltkammer)
Vorschulkinder 6 Hübe, Schulkinder 6-12 Hübe (je 1 Hub dann 5 Atemzüge) PLUS Steroide p.o. (Prednisolon 2 mg/kg oder Betnesol 0.2 mg/kg; 6-8 stdl). Bei Feuchtinhalation → mit 20 Tropfen Ventolin (in 2 ml NaCl 0.9%) inhalieren. Inhalative Steroide bringen in der Notfallsituation wenig bis keine Besserung. Bei fehlender oder unzureichender Besserung Vorstellung Notfallstation / Kinderarzt! Bei deutlicher Besserung (Kind hat keine respiratorischen Symptome mehr, spielt und fühlt sich wohl) können die Eltern zu Hause weiterinhalieren (z. B. alle 4 Stunden 2-4 Hübe mit Nachtpause bzw. nachts nur inhalieren, wenn das Kind erwacht; Steroide p.o. allenfalls nach 6-8 Stunden wiederholen) und sich am folgenden Tag beim KA vorstellen. Bei zwischenzeitlicher Verschlechterung vorzeitige Vorstellung!

Ambulanz

Immer kurz fragen, wie der Allgemeinzustand und das Hautcolorit des Kindes ist. Apathische, cyanotische Kinder → mit der Ambulanz ins Kispi.

Ausschlag (siehe Exanthem)

Bauchschmerzen

Ein häufiges Problem im Kindesalter, entsprechend lange ist die DD-Liste. Die wichtigste Frage an die Eltern „wie geht es dem Kind“? Wenn der AZ unbeeinträchtigt ist, das Kind isst und trinkt, nicht erbricht (Erbrechen s. unten), normalen Stuhlgang hat, kein Trauma erinnerlich hat und die Schmerzen nur intermittierend angegeben werden, sollen sich die Eltern beim Kinderarzt vorstellen. Einige wichtige Ursachen von Bauchschmerzen, die man nicht verpassen darf am BT (= sofortige Vorstellung NF-Station indiziert):

Appendicitis

Periumbilicale Bauchschmerzen, die im Verlauf in den rechten Unterbauch wandern, Erbrechen, evt. subfebrile Temperaturen sind klassische Zeichen einer Appendicitis. Es gibt aber leider oft keine typische Anamnese/Befunde und je jünger die Kinder, desto unspezifischer die Symptome. Kinder mit einer Appendicitis sind in der Regel sehr leidend, können nicht mehr hüpfen/rennen und die Schmerzen sind progredient.

Invagination

Betroffen sind meist Kinder zwischen 3 Monaten und 3 Jahren (peak 6Mt-12Mt). Prädisponierender Faktor: Gastroenteritis. Die Patienten haben massive Bauchschmerzen, häufig perakuter Beginn mit schrillem Schreien, Anziehen von Beinen, nicht zu beruhigen; typisch sind dann aber wieder „Ruhepausen“, in denen die Kinder „wie gesund aussehen“. Weiter können die Kinder erbrechen (z.T. gallig), neben der Agitiertheit aber auch lethargisch/blass sein und vermehrt Schwitzen (v.a. zwischen den Schmerzepisoden). Absetzen von himbeergeleeartigem Stuhlgang ist ein spätes Zeichen (Darmwand bereits ischämisch geschädigt) und die Patienten sollten möglichst vorher behandelt werden. CAVE: auch bei älteren Kindern ist eine Invagination möglich (wenn auch sehr selten) bei pathologischen leading points!

Symptomatische/inkarzerierte Inguinalhernie

Zeigt sich durch eine inguinale harte und druckdolente Schwellung in der Leiste. Die Kinder haben massive Schmerzen, erbrechen zum Teil (evt. gallig) und sind kaum zu beruhigen.
BERATUNGSTIPP: bei unklaren Bauchschmerzen die Eltern bitten, in der Windel nachzuschauen... Inguinalhernien können bei „Erstmanifestation“ bereits symptomatisch werden (= Eltern wissen nicht, dass eine Hernie vorbestehend ist)

Trauma

Bei vorbestehendem Trauma und im Verlauf Entwicklung von Bauchschmerzen besteht bis zum Beweis vom Gegenteil eine abdominelle Organläsion! Diese Kinder müssen schnell und unter Umständen (schnelle AZ-Verschlechterung, zunehmend müde/eintrübend, Tachycardie/Tachypnoe, Blässe) mit der Ambulanz ins Kispi gebracht werden!

Volvulus

Selten, meistens angeborene Fehlbildungen (Meckel-Divertikel, Malrotation). Symptome ähnlich denen der Invagination.

Basale Pneumonie

Daran denken, wenn Kinder febril sind. Oft sind die Bauchschmerzen das Leitsymptom der basalen Pneumonie. Husten, Tachypnoe und andere respiratorische Symptome können fehlen!

Sepsis

Auch diese Kinder sind febril und in red. AZ. Ein Fokus für das Fieber kann fehlen.

HWI

Grössere Kinder klagen allenfalls über Dysurie und Polyurie und evt. über Flankenschmerzen. Bei Pyelonephritis besteht Fieber, bei einer Cystitis fehlt dieses. Kleinere Kinder/Säuglinge präsentieren sich mit unspezifischen Symptomen/Bauchschmerzen und Fieber.

Hodentorsion

Betroffen sind meist Knaben > 10 Jahre. Typisch sind unilaterale, scrotale Schmerzen, die abrupt einsetzen und sehr stark sind. Evt. zusätzlich Nausea und Erbrechen.
ABSOLUTER NOTFALL → eine operative Detorsion innerhalb weniger Stunden ist entscheidend!

Ovarialtorsion/Adnexitis/Ectope Schwangerschaft

Bei Mädchen > 10 Jahren daran denken, vor allem, wenn sie bereits die Menarche hatten. Am Telefon ist es schwierig, eine SS auszuschliessen, weil die Eltern selten sicher Bescheid wissen über die sexuellen Erfahrungen und Verhütungsmethoden ihrer Jugendlichen.
BERATUNGSTIPP: unverbindlich fragen, ob die Tochter bereits die Periode hat. Wenn ja → grosszügige Vorstellung im Kispi (auch zum Ausschluss Ovarpathologien etc.!). Gegebenenfalls Tochter ans Telefon bitten („ihre Tochter ist ja schon xy Jahre alt und kann mir sicher gut Auskunft über ihre Beschwerden geben, darf ich direkt mit ihr sprechen?“ Dann die Tochter fragen „ich muss Dich noch etwas fragen, das ganz wichtig ist und Du kannst einfach mit ja oder nein antworten ohne dass Deine Eltern wissen, was ich Dich gefragt habe... hattest Du schon mal Geschlechtsverkehr mit einem Jungen? Verhütest Du? Mit Kondomen? Pille?“...)

WICHTIG: auch bei unbekannter Ursache von Bauchschmerzen darf und soll man dem Kind Analgetika verabreichen. Dadurch wird die Symptomatik nicht verschleiert- im Gegenteil! Es ist sogar zum Teil einfacher, den Grund für die Beschwerden zu finden!

Literatur: Kim MK, Strait RT, Sato TT et al. A randomized clinical trial of analgesia in children with acute abdominal pain. Acad Emerg Med 2002; 9(4): 281-287 (Abstract)

Borrelien (siehe Zeckenstich)

Croup (viraler/spastischer), ehemals "Pseudokrupp"

5-10% der Kinder in der Schweiz erleiden einen oder mehrere Krupp-Anfälle, meist im Alter zw. 6 Mte. und 6 Jahren. Die Symptome entstehen durch Schwellung / Entzündung der Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes. Leitsymptome sind: bellender Husten, Heiserkeit, inspiratorischer Stridor.

Viraler Croup-Anfall

Die Symptome werden durch eine virale Infektion der Atemwege ausgelöst (90% Parainfluenza-Virus, seltener Influenza Virus, RSV, Adenovirus) und treten in der Regel am Abend oder in der Nacht (wenn der endogene Cortison-Spiegel am tiefsten ist) auf.

Spasmodic Croup

Unspezifische Reize / Allergene (häufig bei Wetterumschlag, Nebel im Herbst) können bei entsprechender Disposition zu Croup-Symptomen führen.

Einige wichtige DD’s

Epiglottitis (durch Haemophilus influenza b oder andere Bakterien), Pertussis. Deshalb immer nach dem Impfstatus fragen (www.infovac.ch)! Weitere DD: bakterielle Laryngotracheitis, Diphtherie (echter Krupp).

  • Epiglottitis: diese Kinder wirken sehr krank und sind hochfebril. Leitsymptome: hot potatoe voice, Schluckbeschwerden bzw. kein Schlucken mehr (= Speicheln), kein (!) Husten, inspiratorischer Stridor (spätes Zeichen!). CAVE: Hib-Impfung schliesst eine Epiglottitis nicht aus, da selten auch Streptokokken/Staphylokokken zu einer Entzündung der Epiglottis führen können.
  • Pertussis („blauer Husten“) typisch sind Hustenattacken mit z.T. Erbrechen von Schleim/Nahrung und anschliessend jauchzender Einatmung (was mit einem inspiratorischen Stridor verwechselt werden kann).
  • Bakterielle Laryngotracheitis: sehr selten. Man muss vor allem bei schwer kranken und hoch febrilen Kindern daran denken. Die Symptome entstehen nicht so abrupt wie bei den anderen Formen und die Kinder haben zusätzlich Schluckbeschwerden.
  • Diphtherie: seit gut 20 Jahren sind in der Schweiz keine Fälle mehr aufgetreten. Bei ungeimpften Kindern ist eine Erkrankung aber möglich. Die Krankheit beginnt wie eine Angina, durch Ausbildung von Belägen kommt es zu einer Behinderung der Atmung. Komplikationen: Myocarditis u. a. Organerkrankungen.

Therapie

  1. Ruhe bewahren (Hektik überträgt sich auf das Kind und bei Aufregung werden die Symptome stärker);
  2. Kalte Luft (Fenster öffnen oder Kind gut einpacken und auf Balkon / nach draussen gehen). Bringt meist eine kurzzeitige Besserung.
  3. Betnesol p.o. 0.2mg/kg. Haben die Eltern keine Steroide zu Hause, ist eine Vorstellung sinnvoll, da die Symptome nach zwischenzeitlicher Besserung an der kalten Luft wieder stärker werden können.
  4. Bei sehr starken Symptomen, die nicht bessern unter den beschriebenen Massnahmen: Inhalation mit Adrenalin 4-5ml (4-5 Ampullen pur). Dazu ist aber die Avisierung der Ambulanz/Vorstellung im Kispi mit nachfolgender Hospitalisation nötig.
    WICHTIG: warmer Dampf / Luftbefeuchter bringen keine Besserung (Neto GM, Kentab O, Klassen TP et al. A randomized controlled trial of mist in the acute treatment of moderate croup. Acad Emerg Med 2002; 9: 873-879 → Abstract) und sollten nicht mehr empfohlen werden (nicht zuletzt wegen der Verbrühungsgefahr durch heisses Wasser!). NSAR wie Diclofenac als Prophylaxe vor erneutem Croup ist nicht evidence based.
    Literatur: Rajapaksa S, Starr M. Croup – assessment and management. Aust Fam Physican 2010; 39(5): 280-282 (Abstract)

Diarrhoe (siehe auch Gastroenteritis)

Von Durchfall spricht man, wenn der Stuhlgang häufiger und/oder in dünnerer Konsistenz als sonst auftritt. Im Gegensatz zum Erbrechen können Kinder durch Diarrhoe schnell viel Flüssigkeit verlieren und so dehydrieren. Säuglinge sind dabei besonders gefährdet. Man unterscheidet akute Diarrhoe (< 2 Wochen) von der chronischen Diarrhoe (> 2 Wochen).
WICHTIG: Einschätzung der Dehydratation (siehe Gastroenteritis)!

Erbrechen

Unter Erbrechen versteht man die schwallartige Entleerung von Mageninhalt durch Mund und/oder Nase. Man unterscheidet bei Säuglingen das „normale“ Gütscheln/Regurgitieren vom Erbrechen! Hier hilft die Frage: "erbricht /gütschelt ihr Kind häufiger/mehr als sonst?“ Von einer Gastroenteritis kann nur gesprochen werden, wenn das Kind eindeutig auch Diarrhoe hat. Ansonsten ist die DD-Liste des Erbrechens enorm vielfältig und lange.
CAVE: Kinder, welche grün (= gallig) erbrechen, haben bis zum Beweis des Gegenteils eine intestinale Obstruktion! → Vorstellung Notfallstation!
BERATUNGSTIPP: nicht selten berichten die Eltern am Telefon von galligem Erbrechen und meinen damit das Erbrechen von Magensaft (= gelb; wird im Volksmund oft als gallig bezeichnet). Deshalb immer nachfragen! („Welche Farbe hat das Erbrochene ihres Kindes?“ „War es jemals gras-grün?“)
Faustregel: nicht-galliges Erbrechen, AZ recht → Abwarten möglich. Galliges Erbrechen, zusätzlich Fieber, schlechter AZ → Vorstellung!

Erziehung

Erziehungsfragen am Telefon zu lösen ist fast unmöglich, weil hinter diesen Fragen oft komplexe Zusammenhänge/Probleme stecken. Eltern an den Kinderarzt verweisen. Ausserdem gibt es im Kispi Luzern eine „Baby- und Kleinkinder-Sprechstunde“, welche vom KJPD angeboten wird. Interessierte Eltern von Kindern zwischen 0 und 3 Jahren können sich direkt unter folgender Telefonnummer melden: 041 205 34 40 (Mo-Fr 7:30-12:00 Uhr, 13:30-17:30).

Exanthem

Ausschläge beunruhigen Eltern oft. Diese am Telefon zu beschreiben bzw. sich ein Bild davon zu machen, ohne es zu sehen, ist nicht einfach.

Whs. harmloses Exanthem

Wegdrückbar (Punkt zw. Daumen, Haut spannen), wechselnd (mal stärker, mal schwächer), kleinmakulo/papulös. Häufig sind unspezifische virale Exantheme (z. B. bei Infekt der Atemwege / Gastroenteritis).

Nicht wegdrückbare Exantheme (Petechien!)

Diese Kinder müssen immer und sofort vorstellig werden (wegen DD Sepsis, ITP, Purpura Schönlein-Henoch ...).

Varizellen

Gleichzeitiges Vorhandensein von Maculae, Papulae, Vesiculae und Crustae. Siehe auch Kapitel Varizellen.

Impfstatus erfragen! Gerade bei nicht geimpften Kindern mit Exanthemen kommen Masern und Röteln in Frage. Siehe dazu die entsprechenden Kapitel (Masern bzw. Röteln).

Fieber

Fieber ist der mit Abstand häufigste Grund, weshalb Eltern anrufen oder ihr Kind einem Arzt vorstellen! Kinder haben in den ersten 2 Lebensjahren typischerweise 4-6 (oder mehr) febrile Erkrankungen. Vor allem in den Wintermonaten sind repetitive febrile Erkrankungen möglich (mit kurzen gesunden Intervallen, die kaum wahrgenommen werden) und Eltern klagen manchmal, dass ihr Kind seit drei Monaten krank sei... Fragt man genau nach, sind es mehrere Infekte hintereinander.
Viele Eltern haben Angst vor Fieber (siehe Fieberphobie) und befürchten, dass ihr Kind eine gefährliche Infektion (bakterieller Infekt, Meningitis, Sepsis, ...) hat.
Eltern sollten beruhigt werden, wenn wirklich kein Anlass zur Sorge besteht (Anamnese/Befunderhebung!).

CAVE: Auch wenn man je nach Jahreszeit fast nur mit „banalen„ Fieberfragen konfrontiert ist, sollte man jede einzelne sorgfältig beantworten und eine ernste Fieberursache (Sepsis, Meningitis, Pyelonephritis….) immer mitberücksichtigen.

Normale Temperatur/Temperaturmessung

Die normale Temperatur variiert je nach Tageszeit, Aktivität, Alter, Umgebungstemperatur, Messmethode (rectal/tympanal/axillär). Bei Säuglingen immer rectal Temperatur messen (Temperaturnuggis / Stirn-/Ohr-Thermometer nicht empfohlen). Normal < 38°C. Bei Kindern > 1 Jahr tympanal/axillär messen. Normal < 37.5°C-38.0°C.
BERATUNGSTIPP: die Höhe des Fiebers sagt nichts über die Gefährlichkeit des zugrundeliegenden Infektes aus (d.h. es gilt NICHT: je höher, desto gefährlicher/bakteriell). Senkbares Fieber andererseits schliesst einen bakteriellen/gefährlichen Infekt NICHT aus.

Fokus

Immer nach dem Fokus fragen („Wissen sie, woher das Fieber kommen könnte? Schnupfen/Husten/Durchfall/Erbrechen oder andere Symptome?“). Bei Fieber ohne Fokus je nach AZ und Alter des Kindes → guter AZ (wenn afebril) und Kind > ca. 1 Jahr alt → Kons. am nächsten Tag bei KA möglich. Jüngere Kinder (< 1 Jahr und insbesondere < 2 Mt.) oder Kinder in reduziertem AZ (wenn afebril) Kons. unmittelbar.

Exanthem

Meistens erwähnen Eltern von sich aus ein bestehendes Exanthem (nicht darauf verlassen, NACHFRAGEN). Whs. harmloses Exanthem: wegdrückbar (Punkt zw. Daumen, Haut spannen), wechselnd (mal stärker, mal schwächer), kleinmakulo/papulös.
CAVE: nicht wegdrückbare Exantheme (Petechien!) → diese Kinder müssen immer und sofort vorstellig werden (ITP, Sepsis, ...). Siehe auch unter „Exanthem“.

Allgemeinzustand des Kindes

Wichtige Frage, auch um die Eltern beruhigen zu können. Hier interessiert vor allem der AZ in afebrilem Zustand (bei Fieber geht’s den meisten nicht so gut).

Höhe des Fiebers

Produziert der Körper Fieber, steigt die Temperatur in aller Regel nicht über 41°C. Das Fieber muss (solange < 41°C) nicht per se gesenkt werden. Die Kinder werden aber auch nicht schneller gesund, wenn man das Fieber bestehen lässt.
BERATUNGSTIPP: Eltern dürfen das Fieber senken, bei gutem AZ des Kindes und T < 41°C aber auch darauf verzichten. Verantwortung an die Eltern zurückgeben.

Fiebersenkende Medikamente (siehe separates Medikamentenblatt Analgesie/Antipyrese)

Paracetamol = 1. Wahl. Falls Fieber damit nicht senkbar: Kombination mit einem 2. Präparat (Mefenacid, Ibuprofen, Diclofenac).
CAVE: NSAR untereinander nicht kombinieren (nur ein NSAR mit einem nicht-NSAR!). Eltern darauf hinweisen, dass sie nicht überdosieren sollen (v.a. bei Paracetamol ein häufiges Problem, wenn das Fieber zu rasch wieder ansteigt).
BERATUNGSTIPP: vorhandene Ressourcen nutzen (oft haben Eltern ein bzw. mehrere Antipyretika zu Hause, wissen aber nicht, wie man sie anwenden/kombinieren darf). Falls zweites Präparat notwendig: Algifor ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Nicht senkbares Fieber

Wenn Eltern sagen, das Fieber sei nicht senkbar, genau nachfragen. Oft erwarten die Eltern ein zu rasches Sinken (Antipyretika braucht 30-45 Min, bis Wirkung eintritt, dann sinkt das Fieber mit ca. 1°C pro Stunde) bzw. messen nicht nach (Empfehlung: 2 Stunden nach Antipyretika evt. nachmessen, wenn klinisch nicht klar). Oder sie meinen, dass das Fieber mit 1 (!) Zäpfli für immer verschwinden muss (was selten der Fall ist) und sind beunruhigt, dass das Fieber nach einer gewissen Zeit wieder ansteigt. BERATUNGSTIPP: genau erklären (Fieber kann während Tagen immer wieder steigen, wenn die Wirkung der Antipyretika nachlässt)!

Säuglinge < 3 Mt

Bei T > 38°C → unmittelbare Vorstellung im Kispi, auch bei vermeintlich bekanntem Fokus und „gutem AZ“! In einer Studie wurden 66% der Säuglinge unter 2 Mt mit nachgewiesenem bakteriellen Infekt klinisch vom Notfall-Arzt als „in gutem AZ“ beurteilt!(Baker MD, Bell LM, Avner JR. Outpatient management without antibiotics of fever in selected infants. N Engl J Med 1993; 329: 1437-1441 → Abstract)

Zahnen

Es ist ein alter Mythos, dass das Zahnen per se Fieber produziert (es sind höchstens milde Temperaturerhöhungen möglich, aber kein Fieber). Oft haben die zahnenden Kinder aber gleichzeitig einen Infekt, welcher für das Fieber verantwortlich ist. <
CAVE: es gibt Fachpersonen (Ärzte, MüBe, Hebammen, MPA’s, Apotheker), welche diesbezüglich weiterhin nicht korrekt informieren. Diplomatie ist hier gefragt („Zahnen per se sollte eigentlich kein Fieber machen. So wie sie mir ihr Kind beschreiben, hat es zur Zeit auch noch einen Infekt, der für das Fieber verantwortlich sein könnte“).

Ergänzende Massnahmen

Wadenwickel → nur dann anwenden, wenn Kind warme Extremitäten hat (bei kalten Füssen zentralisiert das Kind durch den kühlen Wickel noch mehr und zittert/schlottert, was zudem unangenehm ist). Nicht bei Säuglingen anwenden! Temperatur der Wickel nicht zu tief (ca. 20-30°C), nie Alkoholwickel (führt zu Intoxikationen durch transkutane Resorption, v.a. bei kleinen Kindern/Säuglingen). Kalte Bäder → nur bei warmen Extremitäten! T Wasser ca. 2-3°C unter T Kind, sonst ist es extrem unangenehm! Kind nur ca. 5 Minuten im Wasser lassen.

Aktivität

Das Kind wird nicht schneller gesund, wenn es Bettruhe hält. Kleine Spaziergänge und gemässigtes (= das Kind entscheidet selber, wie aktiv es sein will) Spielen zu Hause sind sicher erlaubt.

Reisen mit einem kranken/febrilen Kind

Häufige Frage um die Ferienzeit (zum Teil sind sich die Eltern untereinander nicht einig und hoffen auf eine Erleichterung der Entscheidung durch eine unabhängige Fachperson). Es rät sich, die Verantwortung den Eltern zurückzugeben! Sie müssen entscheiden, wie wichtig die Reise ist und wie sinnvoll das Reisen mit einem kranken Kind (je nach Zieldestination) ist.

Literatur: Artikel zum Thema Fieberphobie / Fiebermanagement durch Eltern

  • Corneli HM. Beyond the fear of fever. Clin Ped Emerg Med 1:94-101, 2000.
  • Crocetti M, Moghbeli N, Serwint J. Fever phobia revisted: Have parental misconceptions about fever changed in 20 years? Pediatrics 2001; 107: 1241-1246 (Abstract)
  • Schmitt BD. Fever phobia: Misconceptions of parents about fevers. Am J Dis Child 1980; 134: 176-181 (Abstract)

Fieberkrampf

Eltern, die mit Fragen rund um den Fieberkrampf anrufen, haben öfters schon Erfahrungen damit gemacht (eigenes Kind, Kinder von Verwandten oder Bekannten…).

Allgemein

3-4% aller Kinder haben jemals einen Fieberkrampf. Typisches Alter: 6 Mt – 5 J.
Nach einem Fieberkrampf ist das Risiko eines erneuten Fieberkrampfes ca. 30% (je nach Alter, in dem der erste Fieberkrampf stattgefunden hat). Die konsequente Fiebersenkung (oft empfohlen durch Ärzte) kann bei prädisponierten Kindern einen erneuten Fieberkrampf nicht verhindern. Eltern sollten dahingehend auch entlastet werden! Nicht wenige Eltern haben bei rez. Fieberkrämpfen ein schlechtes Gewissen/Schuldgefühle, weil sie den FK nicht verhindern konnten.

Epilepsie-Risiko

In der Allgemeinbevölkerung → 0.5%, bei Kindern nach Fieberkrampf → 2-4%.

NF-Management bei Fieberkrampf

In der Regel alarmieren die Eltern direkt die Ambulanz. Sonst gilt: nach 3 Minuten (oder sofort) Notfallmedikament verabreichen, falls vorhanden (Diazepam 5 mg rectal bei Kindern < 20 kg, Diazepam 10 mg rectal bei Kindern > 20 kg). Kein Öffnen des Mundes/Knebel zwischen Zähne → während des Krampfanfalles verkrampft sich auch der M. masseter und eine forcierte Mundöffnung ist kaum möglich bzw. kann zu Verletzungen an Finger/Händen der Betreuenden führen. Verletzungsgefahr durch Lagerung minimieren z. B. auf dem Boden. Ambulanz avisieren lassen (v.a. bei erstem Fieberkrampfereignis, das für die Eltern ein äusserst dramatisches und einschneidendes Ereignis ist!). Nur „Fieberkrampferfahrene“ Eltern und erst nach sicherem Krampfende des Kindes mit Privatauto fahren lassen…

Aktuell St. N. Fieberkrampf

Nach einem Fieberkrampfanfall sollte das Kind einem Arzt vorgestellt werden. Das nicht zuletzt, um den Fokus für das Fieber ausfindig zu machen und eine Meningitis als Ursache für das Fieber und den Krampfanfall auszuschliessen.

Fremdkörper

Ohren

Einzig lebende Insekten im äusseren Gehörgang erfordern ein unmittelbares Handeln, da dies extrem schmerzhaft ist! Kind auf die Seite legen (mit betroffenem Ohr nach oben) und Öl (Olivenöl, Sonnenblumenöl, ...) in den Gehörgang füllen. So erstickt das Insekt und der Schmerz verschwindet augenblicklich. Danach Vorstellung auf NF-Station zur Entfernung des Insektes und Kontrolle Gehörgang. Entfernungsversuche mit Pinzette oder anderen Instrumenten bzw. Wasserspülung durch Eltern eher nicht empfehlen → Verletzungsgefahr!

Nase

Einseitige eitrige Rhinorrhoe oder chronische Obstruktion eines Nasenloches sind mögliche Leitsymptome. Oft sind die Fremdkörper von blossem Auge sichtbar oder die Eltern haben die FK-Platzierung durch das Kind beobachtet. Die Eltern können versuchen, einen nasalen Fremdkörper selber zu entfernen, wenn dieser nicht zu tief in der Nase sitzt und nicht zu gross ist. Die Eltern sollen dem Kind in den Mund blasen (= Mund-zu Mund-Beatmung), dabei das nicht betroffene Nasenloch geschlossen halten. Diese Methode ist ungefährlich, relativ effektiv und „günstig“! Falls erfolglos → Vorstellung. Entfernungsversuche mit Pinzette oder anderen Instrumenten durch Eltern eher nicht empfehlen → Verletzungsgefahr!

Vaginal

Ab Pubertät Entfernung durch kindergynäkologisch erfahrene KinderärztIn/Kinderchirurge oder GynäkologIn empfehlen. Idealerweise vor dem Einbestellen des Mädchens Rücksprache mit entsprechenden Dienstärzten bzw. Kinder-Gynäkologie-Team halten: Fr. Dr. Draths, Fr. Dr. Shavit, Fr. Dr. Röthlin, um den Zeitpunkt der Konsultation festzulegen. Bei präpubertären Kindern Entfernung durch Kinderchirurgen (Rücksprache mit Dienst-OA Kinderchirurgie). Je nach Klinik ist die Entfernung nicht notfallmässig bzw. kann auf den folgenden Tag verschoben werden (v.a. wenn Kind aktuell nicht nüchtern bzw. Anruf am Abend oder in der Nacht).

Ösophageal/im Magen (vgl. Merkblatt Blaubuch)

Fremdkörper, die entfernt werden sollen → alle ösophagealen FK. Magnete (bei > 1 Stück wegen Ileusgefahr), evt. spitze Gegenstände (Nadeln etc.), solange sie sich im Ösophagus bzw. im Magen befinden. Hat ein Kind nach dem Schlucken eines Fremdkörpers Symptome (Schluckbeschwerden, Druckgefühl, Erbrechen, ...), sollte es auf der Notfallstation vorgestellt werden. Fremdkörper, die belassen werden dürfen → bei Ingestion von „harmlosen“ kleinen Fremdkörpern (Plastik-Kügeli etc.) darf zugewartet werden, wenn das Kind asymptomatisch ist. Vorstellung jedenfalls bei Auftreten von Symptomen.

Aspiration

Bei V. a. Aspiration immer Vorstellung im Kispi. Hat das Kind Symptome einer akuten Atemwegsverlegung (Stridor/Atemnot/fehlende Atmung), muss der Transport via Ambulanz erfolgen!
CAVE: Fremdkörper können durch Bewegung des Kindes (z. B. im Auto) dislozieren, was zu einer akuten Verschlechterung der Atemwegssituation führen kann! Bei V. a. Aspiration muss die Bronchoskopie immer „sofort“ durchgeführt werden (auch nachts).

FSME (siehe Zeckenstich)

Gastroenteritis

Häufiges Problem, Sommer und Winter!
WICHTIG: von Gastroenteritis darf nur gesprochen werden, wenn ebenfalls eine Enteritis (= Durchfall) besteht. Alleiniges Erbrechen kann auch eine andere Ursache als eine infektiöse GE haben (siehe Erbrechen).

Wichtig am Telefon ist die sorgfältige Einschätzung der Dehydratation!

Dynamik

Entscheidend ist, wie häufig und wie stark das Kind Durchfall hat. Ein Kind, das ca. alle 30-60 Min. wässrige Diarrhoe absetzt, dehydriert vergleichsweise viel schneller als eines, das zweimal pro Tag breiigen Stuhlgang hat. Zusätzliches Erbrechen verhindert die orale Rehydratation und die Kinder dehydrieren noch schneller.

Gewicht

Falls die Eltern eine (idealerweise digitale) Waage zu Hause haben und ein Vorgewicht bekannt ist, können sie das Gewicht des Kindes messen. Bei Säuglingen und normaler Personenwaage: Gewicht Elternteil plus Säugling im Arm minus Gewicht Elternteil alleine. So kann man grob einschätzen, wie viel Flüssigkeit verloren geht.

Trinkmenge

Neben dem „output“ ist auch der „intake“ wichtig. Kinder, die rezidivierend erbrechen bzw. nichts mehr trinken, sind schneller/stärker dehydratationsgefährdet.

Urin

Ein Kind sollte mindestens 4-5x/d Urin lösen. Eine Abnahme der Urinmenge weist auf eine Dehydratation hin. Manchmal ist es für die Eltern schwierig, aufgrund der Diarrhoe abzuschätzen, wie oft/ob ihr Kind Urin löst, v.a. bei Mädchen. Tipp: Eltern sollen ein Wattebausch in die Windel legen (um/vor Penisspitze bei Knaben bzw. vor/zwischen grosse Schamlippen bei Mädchen). Löst das Kind Urin, saugt der Wattebausch den Urin (hoffentlich) auf und die Eltern können so sehen, wie oft und ob das Kind Urin gelöst hat.

Tränen

Hat ein Kind dicke Tränen beim Weinen, ist das ein gutes Zeichen. Dehydrierte Kinder weinen meist „tränenlos“.

AZ

Apathie/vermehrte Müdigkeit/Schläfrigkeit können Zeichen einer Dehydratation sein. Ausserdem nimmt das Kind so keine Flüssigkeit mehr zu sich.

Diagnostische Abklärungen sind bei einer akuten unkomplizierten GE ohne relevante Dehydratation nicht notwendig. In der CH sind > 80% der GE viral bedingt (Rota, Adeno). Bei blutiger Diarrhoe (cave VTEC produzierende EHEC / HUS), positiver Reiseanamnese und persistierender Diarrhoe ist gegebenenfalls eine weitere Diagnostik indiziert.
Es lohnt sich, den Eltern die orale Rehydratation genau zu erklären. Vielfach erhalten die Kinder direkt nach dem Erbrechen einen ganzen Schoppen (Milch / Tee) und erbrechen diesen notabene.

Pause

Es lohnt sich, den Kindern eine kurze Pause zu gönnen, d.h. nach dem Erbrechen einige Minuten zu warten, bis man wieder Flüssigkeit anbietet.

Flüssigkeit

Initial NUR Flüssigkeit, und das LANGSAM = Löffelweise! Die Eltern dabei genau instruieren (1 Kaffeelöffel geben, 1-3 Minuten warten, dann wieder 1 Kaffeelöffel etc.). Erst wenn das gut vertragen wurde (ca. 1 Stunde kein Erbrechen, ein Becher Flüssigkeit (ca. 2 dl löffelweise), darf die Menge gesteigert werden → mehrere Kaffeelöffel voll bzw. ein bis zwei Schluck, etwas warten etc. Als Flüssigkeiten zu empfehlen: orale Elektrolytlösungen wie Oralpädon, Normolytoral, Elotrans etc. (WEIL → Verhältnis Natrium : Glucose ideal für intestinale Resorption, bei GE verliert Kind auch Na!). Kein Zusetzen von Zucker (nicht mit Sirup mischen), da sonst wieder zu viel Glucose pro Natrium! Coca Cola, Orangensaft etc. enthalten sehr viel Zucker und fast kein Natrium, sind in Abwechslung mit Bouillon aber eine Alternative.
CAVE: Milch enthält viele Proteine/Fette und ist nicht zu den reinen Flüssigkeiten zu zählen. Selbst gemachte Rehydratationslösungen (z. B. O’saft mit Salz) sind weder lecker noch sehr empfehlenswert (Mischfehler → zu viel/wenig Na).

Kostaufbau

Es ist keine spezielle Diät/Heilnahrung notwendig. Sobald das Kind nicht mehr erbricht und Flüssigkeit behalten konnte, darf es auch wieder essen. Es muss aber nicht! Eltern darauf hinweisen, dass es nicht wichtig ist, dass ihr Kind isst, sondern dass das Trinken im Vordergrund steht. Milch darf auch bei einer GE getrunken werden (postenteritisches Syndrom mit passagerer Lactoseintoleranz selten in der CH!). Sie kann am Anfang 1:1 verdünnt mit Elektrolytlösung/Wasser verabreicht werden und bei problemlosem Vertragen auch pur.
BERATUNGSTIPP: „Das Trinken steht momentan im Vordergrund. Falls das Kind essen möchte, darf es das. Ideal zum Beginnen sind zum Bsp. Bananen, Zwieback, Brot, Reis, Pasta. Keine fettigen oder stark gewürzten Speisen.“ Haben die Eltern bereits eine Heilnahrung gekauft (wird in vielen Apotheken empfohlen), darf diese natürlich verabreicht werden. Vorsichtig darauf hinweisen, dass es eigentlich nicht nötig ist, aber auch nicht davon abraten.

Heuschnupfen (Pollenallergie)

Heuschnupfen ist die häufigste allergische Erkrankung in der CH (19% der Schweizer Bevölkerung sind auf Pollen allergisch) und manifestiert sich meist im Schulalter oder später (in der Regel nach dem 3. Lebensjahr). Symptome: Niesen, Rhinitis, behinderte Nasenatmung, juckende/tränende Augen (bis Konjunktivitis/Chemosis), Juckreiz an Gaumen, Nase, Ohren.
BERATUNGSTIPP: immer fragen, ob und wie lange das Kind draussen war und die Jahreszeit beachten! Die aktuelle Pollenprognose findet man unter www.pollenundallergie.ch.

Therapie

  • Symptomatisch: Antihistaminika topisch/systemisch. Vorhandene Ressourcen nutzen!
    Fenistil p.o. (ab 1 Mt), Xyzal p.o. (ab 2 Jahren), Spersallerg Augentropfen etc. Cortisonpräparate: nur bei ausgeprägten Symptomen nötig. Alternativmedizinische Präparate können bei leichten Symptomen eingesetzt werden (keine direkte Empfehlung durch Kispi, aber auch keine „Abwertung“!)
  • Causale Therapie: Desensibilisierung! Dies bedingt eine allergologische Abklärung beim Facharzt!
  • Ergänzende Massnahmen: jeden Abend Haare waschen (Pollen ausspülen, sonst verteilen die Kinder die Pollen mit ihren Haaren im Bett), nur in den frühen Morgenstunden lüften, evt. Pollengitter vor Fenster anbringen, Kleider täglich wechseln (nie mit den Tageskleidern ins Bett!). Staubsaugen/Rasen mähen in Abwesenheit des Allergikers! Wäsche nicht im Freien trocknen lassen. Bei Aufenthalt im Freien: Sonnenbrille und Kopfbedeckung tragen. Evt. 1 Stunde vor sportlicher Betätigung im Freien Antihistaminikum einnehmen!

Gute Homepage mit vielen Infos über Allergie (auch für Eltern): www.ahaswiss.ch; www.pollenundallergie.ch

Husten

Der Husten ist ein Schutzreflex und dient der Reinigung der Atemwege. Durch verschiedene Reize kann Husten vermehrt auftreten (Infekte, Staub, reizende Gase etc). Eine Untersuchung über 4 Wochen bei 41 gesunden Kindern (kein Infekt, kein Asthma) hat gezeigt, dass die durchschnittliche Husten-Frequenz bei 11.3 Episoden pro 24 Stunden lag (range 1-34). Somit ist die Definition von „normal“ schwierig.

Literatur: Munyard P, Bush A. How much coughing is normal? Arch Dis Child 1996; 74: 531-534 (Abstract)

Häufigste Ursache von akutem Husten sind Infekte der Atemwege. Auch wenn viele Eltern gestört sind durch den Husten ihrer Kinder, sollen Antitussiva sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Die meisten Substanzen (Dextromethorphan, Guaifenesin) haben bei Kindern keinen signifikanten Effekt im Vergleich mit Placebo.

Literatur: Smith SM, Schroeder K, Fahey T. Over-the-counter medication for acute cough in children and adults in ambulatory settings. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012;8:CD001831 (Abstract)

Stärkere Antitussiva (Morphinderivate) haben potentiell gefährliche Nebenwirkungen (Atemdrepression) und sollten v.a. bei Säuglingen nicht eingesetzt werden. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung ist wichtig!
BERATUNGSTIPP: viele Eltern wissen nicht, dass der Husten eigentlich sinnvoll ist und meist von selber verschwindet, wenn die Infektion abklingt. Eltern unbedingt nach der Häufigkeit/Intensität des Hustens fragen. Therapie nur bei Kindern, die non-stopp husten und dadurch gar nicht schlafen können (→ Vorstellung KA / Kispi). Ein vermehrtes Erwachen der Eltern in der Nacht durch den Husten ihres Kindes (v.a. wenn dieses weiterschläft und durch den Husten nicht gross gestört ist) bedeutet keine Therapieindikation! Auch nach Zigarettenrauch-Exposition fragen und dringendst auf eine rauchfreie Umgebung für Kinder hinweisen (nicht nur, wenn sie husten)!

Chronischer Husten/persistierender Husten: neben dem postviralen Husten muss noch an andere DD’s gedacht werden. Eine Vorstellung beim Kinderarzt ist sinnvoll (nur bei schlechtem AZ oder zusätzlichen respiratorischen Beschwerden Vorstellung Notfall).

Insektenschutzmittel (Repellentien)

Die besten und nebenwirkungsfreisten Insektenschutzmittel sind lange Kleidung, geschlossene Schuhe und Moskitonetze! Repellentien sind Substanzen, welche Insekten fernhalten sollen (verhindern das Landen auf der Haut bzw. zwingen zum sofortigen Weiterfliegen). Im Gegensatz zu den Insektiziden werden die Insekten dadurch nicht dauerhaft geschädigt oder gar getötet. Repellentien werden auf die Haut aufgetragen und verdampfen langsam. Dadurch bildet sich ein „Geruchsmantel“, der auf die Insekten abweisend wirkt. Sobald die Konzentration der Substanz auf der Haut abnimmt (schneller bei Schwitzen, Baden, Abreiben,...), stechen die Insekten wieder hemmungslos zu.
Grundsätzlich gilt auch hier eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung, v.a. in Gebieten, wo Mücken grundsätzlich KEINE Krankheitserreger übertragen und das einzige Problem der Stich selber ist. Bei Reisen in Gebiete, wo Malaria / Dengue-Fieber etc. durch Mücken übertragen werden können, lohnt sich aber ein guter Schutz!

DEET

Diethyltoluamid. Klinisch gut untersucht, gehört zu den zuverlässigen und tropentauglichen Insektenschutzmitteln. Unerwünschte Wirkungen: lokale Reizungen der Haut, Schleimhaut, Augen etc: sehr selten neuro-/kardiotoxische Effekte (Krampfanfall / tiefer BD) beschrieben. Für einen sichereren Schutz (v.a. in den Tropen) ist DEET in einer Konzentration von mindestens 20 % notwendig! DEET darf nicht bei kleinen Kindern/Säuglingen oder auf empfindlichen/geschädigten Hautstellen aufgetragen werden. Da DEET Plastik angreift, sollte es nicht in Kombination mit Plastikarmbanduhren oder Kunstfasertextilien verwendet werden. Präparate: Anti-Brumm forte, Exopic forte, Kik Activ

Bayrepel (Icaridin)

Gleich wirksam wie DEET, wird weniger resorbiert deshalb besser verträglich wie DEET. Selten werden Haut- und Schleimhautreizungen beobachtet. Zulassung ab 2 Jahren. Präparate: Autan, Anti-Brumm sensitive und Anti-Brumm Zecken Stopp (Kombination).

EBAAP

Ethyl-Butyl-Acetylaminopropionat. Schwächer als DEET / Bayrepel, deshalb nicht in Malariagebieten einsetzbar. Besser verträglich als DEET, auch gegen Bienen, Bremsen, Zecken, Fliegen und Wespen wirksam. Gut geeignet für Insektenabwehr in gemässigten Breiten und bei Kleinkindern. Präparate: Exopic, Moustifluid, Anti-Brumm sensitive

Ätherische Öle

Sind meistens wirkungslos!

Teelichter, Fakeln, Ultraschallgeräte

Wirkung sehr bescheiden bis fehlend!

Insektizid-Verdampfer

Diese brauchen eine Zeit, bis sie in einem geschlossenen Raum eine bestimmte Konzentration erreichen. Reizung der Schleimhäute / Augen möglich! Toxikologen raten von Verwendung der Insektizide in geschlossenen Räumen ab.

Insektenstich

Verschiedene Insekten können stechen und dabei ihr Gift dem Opfer applizieren: Wespen, Bienen, Hummel, Hornissen, einige Ameisenunterfamilien. Da sich das Gift im Stachel befindet, muss dieser nach einem Stich schnellstmöglich entfernt werden.
Ausnahme Wespen, Hornissen: diese ziehen ihren Stachel nach dem Stich zurück und leben wieter, während Bienen ihren Stechapparat beim Stich verlieren und dadurch sterben!
Topische Antihistaminika lindern den Juckreiz (auch bei Insektenstichen durch Blutsauger).
Bei allergischen Reaktionen (starke lokale Schwellung, Hautausschlag (Urticaria), Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, respiratorischen Symptome, Kreislaufsymptome) oder Stich im Mund/Gesicht/Hals sofortige Vorstellung Kispi, evt. mit Ambulanz.
Andere Insekten saugen Blut: Stechmücken, Bremsen, Flöhe, Bettwanzen und können verschiedene Krankheiten übertragen. Die Zecken gehören übrigens zu den Spinnentieren und nicht zu den Insekten.
Bei einem Mückenstich überträgt die Stechmücke ihren Speichel auf den Menschen. Dabei kann sie Krankheitserreger übertragen, die sie bei einer vorangegangenen Nahrungsaufnahme aufgenommen hat. Wichtige Krankheitserreger, welche (i. d. R. nicht in Europa!) durch Stechmücken übertragen werden können:

  • Plasmodien: Malaria
  • Würmer: Filariose, Dirofilariose
  • Viren: Gelbfieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Chikungunya-Fieber, Rift-Valley-Fieber
  • Bakterien: Tularämie (seltene Erkrankung, pestähnlich, wird durch Zecken übertragen)

Bei unklaren Erkrankungen (grippale Symptome und Durchfall mit/aber auch ohne Fieber) nach einer Reise immer auch an Reisekrankheiten denken (insbesondere Malaria) und im Zweifelsfalle Kontaktaufnahme mit dem Tropeninstitut (Swiss Tropical and Public Health Institute, Socinstrasse 57, 4051 Basel. 061 284 81 11) oder dem infektiologischen Dienstarzt Inselspital Bern (031 632 21 11, mit DA pädiatrische Infektio verbinden lassen).

Intoxikation

Akzidentielle Einnahme von Substanzen (Medikamente, Flüssigkeiten, ...) sind im Kindesalter trotz Prävention nicht selten. Bei jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt im Gegensatz dazu oft eine vorsätzliche Einnahme vor (in appellativer oder suizidaler Absicht).
Bei jedem Fall von möglicher Intoxikation müssen am Telefon folgende Infos gesammelt werden:

  • Was: falls klar ist, was eingenommen wurde, hilft das enorm weiter
  • Wie viel: immer vom „Schlimmsten“ ausgehen und die grösstmögliche Menge, die eingenommen werden kann (z. B. ganze Packung), annehmen
  • Wann: genauer Zeitpunkt ist wichtig (v.a. für Kohlegabe etc.)
  • Gewicht: zur Berechnung von Antidots / Aktivkohle und allgemeinen Vorbereitung etc. hilft es, wenn die Notfall-Crew bereits das Gewicht des Kindes kennt.
  • Zustand Kind: falls bereits symptomatisch → sofort Ambulanz avisieren! Sonst Vorstellung Kispi.
    CAVE: falls Kohlegabe nötig und Patient weit weg wohnt → Vorstellung ggf. im nächstmöglichen Spital (keine Verzögerung der Kohlegabe). Patient im Zielspital anmelden!
  • Patientendaten: Patientendaten, Adresse und Tel-Nummer aufnehmen, Wohnort ist wichtig für Triage. Sind gravierende Symptome zu erwarten (oder bereits vorhanden) aufgrund der Substanz/eingenommenen Menge, ist der Transport mit der Ambulanz indiziert!

Toxikologisches Zentrum: Notfall-Nummer 145, nichtdringliche Fälle 044 251 66 66, aus dem Ausland +41 44 251 51 51.
www.toxi.ch Dort findet man die Schemas bei Paracetamolintoxikationen, Antidot-Listen etc.

Kinderschutz

Unter Kindsmisshandlung wird eine nicht zufällige, bewusste oder unbewusste körperliche und/oder seelische Schädigung eines Kindes verstanden, die zu Verletzungen, Entwicklungshemmungen oder zum Tode führt. Man unterscheidet folgende Misshandlungsarten:

  • körperliche Misshandlung
  • psychische Misshandlung
  • sexuelle Ausbeutung
  • Vernachlässigung
  • Münchhausen Stellvertreter-Syndrom

Es wird wohl praktisch nie vorkommen, dass Eltern, welche ihr Kind misshandelt oder vernachlässigt haben, sich per Beratungstelefon melden. Es kann aber sein, dass Drittpersonen (nicht direkt involviert) via Beratungstelefon Hilfe suchen. Es ist wichtig, dass man solche Anrufer ernst nimmt und zuhört. Es ist aber schwierig, die „Quelle“ der Informationen und die Motivation hinter dem Anruf sicher einschätzen zu können.

Praktisches Vorgehen

  • Infos sammeln: was wurde beobachtet? Wann? Wer ist involviert (Namen der Betroffenen)? Wer ruft an (genaue Angaben inkl. Tel.nummer)?
  • Akute Gefährdung abschätzen: den Ball zurück geben → falls der Anrufer den Eindruck hat, dass akute Lebensgefahr besteht, soll dieser die Polizei informieren. Bei nicht sehr dringlichen Fällen soll der Anrufer eine Meldung bei der Vormundschaftsbehörde seiner Gemeinde hinterlegen. Nur in Ausnahmefällen und nur in Absprache mit Kinderschutzgruppe soll der Berater selber aktiv werden (denn: es beruht alles auf Angaben eines uns nicht bekannten Dritten)
  • V. a. sexueller Übergriff: Vorstellung sofort Kispi NF-Station. KEIN Duschen/Waschen (auch wenn es natürlich ein grosses Bedürfnis der Betroffenen sein kann → erklären, dass es zur Spurensicherung ganz wichtig ist, dass diese nicht weggewaschen werden). Kleider, welche zum Tatzeitpunkt getragen wurden, anbehalten bzw. mitnehmen (wenn möglich in Papiertasche, nicht im Plastiksack). Kinder-Gyni-Dienst informieren/aufbieten lassen (via Zentrale mit Dienstärztin Kindergynäkologie verbinden lassen).
    WICHTIGES internes Merkblatt im Blaubuch: Falldokumentation bei sexuellem Übergriff
  • Kontaktaufnahme mit Kinderschutzgruppe: im Kinderschutz gilt → nie etwas im Alleingang entscheiden/unternehmen! Rücksprache mit Kinderschutzgruppe (am Wochenende / Feiertage via Dienst-Oberarzt)
  • WICHTIG: nicht selten werden offizielle Stellen als „Zeugen“ oder „Druckmittel“ in einer Scheidung oder anderen Konfliktsituationen eingesetzt. Es ist wichtig, dass man mit der nötigen Sorgfalt und Empathie handelt, man sollte sich aber nicht instrumentalisieren lassen und neutral bleiben! Das Wohl des Kindes steht absolut im Zentrum. „Wenn sie das Gefühl haben, dass etwas mit ihrer Tochter nicht stimmt/dass ihr Leid zugefügt wurde, sollten sie sich mit ihrem Kinderarzt/Hausarzt/Gemeinde besprechen“.

Konjunktivitis

Gerötete Konjunktiven können im Rahmen infektiöser Erkrankungen (viral/bakteriell), bei mechanischer/chemischer Reizung oder bei einer Allergie/Heuschnupfen auftreten.

  • Unmittelbare Vorstellung: schlechter AZ, starke Rötung/Schwellung der Augenlider (Cellulitis/Orbitaphlegmone), eitriges Sekret (Infekt), Blepharospasmus
  • Konsultation im Verlauf/am nächsten Tag: guter AZ, leichte Rötung Konjunktiven, Juckreiz (siehe auch Heuschnupfen), kein Sekret, kein Fieber

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen können im Rahmen anderer Ursachen auftreten (sekundäre Kopfschmerzen) oder eine Krankheit für sich darstellen (primäre Kopfschmerzen wie Migräne, Spannungskopfschmerzen, Clusterkopfschmerzen,...). Eine gründliche neurologische Untersuchung ist zwingend – sie muss aber nicht immer unmittelbar stattfinden. Folgende red flags sind zu beachten und bedingen eine sofortige Vorstellung:

  • Fieber (v.a. wenn Schmerzen nach Fiebersenkung weiterbestehen)
  • Nackenschmerzen/Meningismus
  • Akute/plötzliche starke Schmerzen
  • Nüchternerbrechen
  • Vorausgehende Krankheiten oder Traumas (v.a. SHT)
  • Nächtliches Erwachen aufgrund der Schmerzen
  • Neurologische Begleitsymptome (Ataxie, Schwindel, Hemi, Doppelbilder, Kopfschiefhaltung, Bewusstseinsveränderungen)

Kinder in rechtem AZ ohne red flag’s können am folgenden Tag zum Kinderarzt.

Lyme disease (siehe Zeckenstich - Borrelien)

Masern

Nach einer Inkubationszeit von 10-14 Tagen kommt es zum Prodromalstadium (grippale Symptome mit Fieber, Husten, Schnupfen, Konjunktivitis). Zu diesem Zeitpunkt sind Koplik-Flecken enoral sichtbar, welche pathognomonisch für Masern sind. Am 12./13. Tag entwickelt das Kind ein Exanthem und im weiteren Verlauf ein makulöses konfluierendes Exanthem, welches typischerweise retroauriculär beginnt und sich auf den ganzen Körper ausbreitet. Zusätzlich besteht meist Fieber (zweigipfliger Verlauf). Nach 4-5 Tagen ist das Exanthem regredient, es kann sich eine Schuppung der Haut bilden. Komplikationen sind häufig (noch häufiger im Erwachsenenalter): Otitis media, virale/bakterielle Pneumonie, Meningoencephalitis, subakute sklerosierende Panencephalitis (SSPE).

Ansteckung

Tröpfcheninfektion. Ansteckung 3-5 Tage vor bis 4 Tage nach Ausbruch des Exanthems.

Schwangerschaft

Die Folgen, die Masern während der SS für Mutter und Kind haben, werden häufig unterschätzt. Eine Maserninfektion kann zu einem Spontanabort und einer Tot- oder Frühgeburt führen. Sie verursacht keine Embryopathie, doch beim Kind kann sich kurz nach der Geburt eine (manchmal schwere) Masernerkrankung entwickeln. Dazu besteht bei Masern ein besonders hohes Komplikationsrisiko für die schwangere Frau. Da die Herdimmunität in der CH wegen der tiefen Durchimpfungsrate nicht gewährleistet ist, müssen alle Frauen im gebärfähigen Alter kontrolliert und evt. nachgeimpft werden!

Impfung

Bei V.a. Masern Impfstatus erfragen! Wegen schwerem Verlauf/Komplikationen ist die Impfung bei allen Kindern indiziert.

Mumps

Inkubationszeit 12-25 (im Mittel 16-18) Tage. Schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüsen einseitig oder beidseitig. Nicht selten sind andere Speicheldrüsen inkl. Pankreas involviert. Bei 40-50% der Fälle kommt es auch zu respiratorischen Symptomen. Komplikationen: aseptische Meningitis, selten Encephalitis, Taubheit, sehr schmerzhafte Entzündung der Hoden (Mumpsorchitis, als Folge Störung der Fertilität / Infertilität möglich).

Ansteckung

Tröpfcheninfektion. Ansteckung max. 7 Tage (normalerweise 3-5 Tage) vor bis 9 Tage nach Ausbruch der Erkrankung.

Schwangerschaft

Im ersten Trimenon besteht bei Mumpsinfektion der Mutter ein erhöhtes Abortrisiko. Es sind keine teratogene Wirkungen der Mumpsinfektion bekannt. Beim Neugeborenen wird Mumps im Allgemeinen als harmlos betrachtet obwohl schwere Verläufe bekannt sind.

Impfung

Impfstatus fragen bei V. a. Mumps. Die Impfung aller Kinder ist empfohlen (insbesondere der Knaben!)

Obstipation

Häufiges Problem im Kindesalter. Durch harte Stuhlballen kommt es zu einer schmerzhaften Defäkation, weitere Defäkationen werden vermieden, was zu einer Verstärkung der Symptome führt (Teufelskreis). Wichtig ist das Abschätzen des Leidensdruckes des Kindes/der Eltern. Bei akuten Bauch- oder analen Schmerzen aufgrund der Obstipation ist eine Vorstellung notwendig (evt. Einlauf; Medi und Dosierung siehe Blaubuch). Danach langfristige orale laxative Therapie zur Stuhlregulation.
Besteht die Obstipation seit Geburt und ist das Kind noch sehr jung (erste Monate), ist eine Vorstellung und ggf. Abklärung sinnvoll!

Obstruktive Bronchitis (siehe Asthma bronchiale)

Ohrenschmerzen

Häufige Komplikation eines Infektes der Atemwege! Jenseits der ersten Lebensmonate kann man bei Ohrenschmerzen initial in den allermeisten Fällen symptomatisch behandeln (NSAR, abschwellende Nasentropfen). Vorstellung innerhalb 24 Stunden (< 2 J) resp. 48 Stunden (> 2 J). In folgenden Situationen unmittelbare Vorstellung (und evt. primäre AB-Therapie): schlechter AZ, Otitis prone child (> 4 OMA/Jahr, davon 3 in den letzten 6 Mt), beidseitige Ohrenschmerzen, eitrige Otorrhoe, einzig hörendes Ohr betroffen, Cochlea-Implantat (Betreuung meist auf HNO-LUKS), Immunschwäche.

Pollenallergie (siehe Heuschnupfen)

Reisen

Aufenthalt in Höhe

Siehe Kapitel Fliegen (Flughöhe 9000-12000 m.ü.M. entspricht dank Kabinendruck in Flugzeugen einer Höhe von 2440 m.ü.M.! Somit gelten die Angaben unter dem Kapitel Fliegen auch für einen Aufenthalt in der Höhe von 2000-2500 m.ü.M.). Eine Höhenkrankheit (Symptomenkomplex, der sich bei nicht genügender Anpassung oder Akklimatisation in der Höhe manifestiert. Man unterscheidet drei Krankheitsgruppen: akute Höhenkrankheit, Höhenlungenödem, Höhenhirnödem) kann bei Aufenthalt ab einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. entstehen!
BERATUNGSTIPP: Allgemeine Infos abgeben und die Verantwortung an Eltern zurückgeben → Eltern müssen selber entscheiden, ob und wie hoch sie selber und ihre Kinder reisen wollen.

Fliegen

Die O2-Sättigung sinkt bei erreichter Flughöhe (die durch den Kabinendruck einer Höhe von 2440 m.ü.M. entspricht) um durchschnittlich 4.4% im Wachzustand und um weitere 1-2% beim Schlafen. Dies muss vor allem bei Atemwegserkrankungen mit einer Beeinträchtigung der O2-Sättigung (obstruktive Bronchitis, Pneumonie,...) beachtet werden!

Gesunde Termingeborene können eine Woche nach der Geburt in kommerziellen Flugzeugen reisen. Gesunde ehemalige FG (v.a. < 32. SSW mit Lungenproblemen) sollten in den ersten Lebensmonaten eher auf’s Fliegen verzichten. Vor einem Langstreckenflug ist bei diesen Kindern im ersten Lebensjahr eine Abklärung beim Facharzt notwendig. Problematisch sind Säuglinge mit pulmonaler Hypertonie, da eine Hypoxie eine pulmonal-hypertensive Krise auslösen kann. Bei akuten Atemwegsinfekten innerhalb der ersten sechs Lebensmonate sollte man wegen der Gefahr von Apnoen/bronchiale Obstruktionen vom Fliegen abraten.
Sind die Kinder erkältet, ist das Abschwellen der Nasenschleimhaut vor Start und Landung wichtig, um einen Druckausgleich durch die Tuba Eustachii zu ermöglichen. Daher schreien Kinder oft bei Start/Landung. Ausserdem empfiehlt sich das Kauen von Kaugummis (ältere Kinder) oder das Stillen/Trinken/Essen (Babys/Kleinkinder) während Start und Landung.
Sedierende Medikamente (wie Dormicum, Chloralhydrat etc.) für Langstreckenflüge sind NICHT zu empfehlen!
BERATUNGSTIPP: auch hier die Verantwortung zurückgeben, vor allem in „unklaren“ Situationen („ich kann nicht beurteilen, wie wichtig die Reise für sie ist und sie müssen unter Berücksichtigung der Fakten, die ich ihnen aufgezählt habe, selber entscheiden, ob sie mit ihrem Kind fliegen möchten“)
Siehe dazu auch folgenden Artikel → Wann darf ein Neugeborenes mit dem Flugzeug reisen? Jürg Barben. Schweiz Med Forum 2010; 10(9): 166-168 (PDF) und auch Empfehlungen über Flugreise mit Früh- und Neugeborenen

Impfungen/Prophylaxen (Malaria)

Die Eltern dürfen an ihren Kinderarzt (Prüfung Impfstatus, je nach Destination Mitgabe von verschiedenen NF-Medikamenten) bzw. ans Tropeninstitut verwiesen werden.

Reisekrankeit (Kinetose)

Körperliche Reaktionen (Blässe, Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen), die durch ungewohnte Bewegungen ausgelöst werden können. Diese Reaktionen können entstehen: beim Autofahren/Zugfahren (v.a. in den neuen Neigezügen, ca. 10% der Adulten)/Fliegen/auf Gewässer/etc.
Vorbeugen: Kind soll den Horizont fixieren (aus dem Fenster schauen).

Medikamente

  • Trawell Kaugummis oder Dragées (Diphenhydrinat) Zugelassen ab 8 Jahren, auf ärztliche Verordnung ab 4 Jahren. Bei Symptombeginn einnehmen bzw. kauen.
  • Itinerol B6 Supp (Meclozin, Pyridoxin) Zugelassen ab 3 Monaten. 1 Stunde vor Abfahrt verabreichen.

Röteln

Inkubationszeit 13-23 Tage. Ein Rötelninfekt verläuft meist unproblematisch im Kindesalter (und auch im Erwachsenenalter). Bis zu 50% der Infektionen verlaufen subklinisch. Symptome: makulopapulöses Exanthem, Lymphadenitis (pathognomonisch nuchal/occipital), Arthralgien, Konjuntivitis, mässiges Fieber. Therapie: symptomatisch.

Ansteckung

Die Krankheit ist 7 Tage vor bis 7 Tage nach Ausbruch des Exanthems ansteckend.

Schwangerschaft

Je früher die Infektion erfolgt, desto höher ist das Risiko eines Spontanabortes, einer Tot- oder Frühgeburt und einer Rötelnembryopathie. Vor allem im ersten Trimenon der Schwangerschaft kommt es bei einer Rötelninfektion der Mutter häufig zu kongenitaler Rötelninfektion des Kindes (Missbildungen der Sinnesorgane, cardiale, neurologische und andere Missbildungen). Bei einer Infektion mehr als 12 Tage vor der letzten Menstruation oder nach der 20. SSW ist hingegen kein Risiko bekannt.

Impfung

Das Hauptziel der Rötelnimpfung ist die Prävention von kongenitalen Röteln! Dazu ist die Durchimpfung möglichst aller Kinder nötig (andernfalls kann die Viruszirkulation nicht genügend eingedämmt werden). Da die Herdimmunität in der CH wegen der tiefen Durchimpfungsrate nicht gewährleistet ist, müssen alle Frauen im gebärfähigen Alter kontrolliert und evt. nachgeimpft werden!

Schreien (Säugling)

Schreien ist bei Säuglingen ein kommunikatives Mittel und kann viele Ursachen haben. Beim unspezifischen und excessiven Schreien gibt es keine eigentliche Therapie. Studien haben gezeigt, dass sich häufiges und über den Tag verteiltes Herumtragen des Kindes (im Arm, Tragetuch etc.) auf das Schreiverhalten des Kindes protektiv auswirkt. Dabei sollte aber VOR dem Manifestieren der Schreiproblematik mit dem Tragen begonnen werden.

Siehe auch: Babyjahre. R. H. Largo.

Das Argument (oft von Angehörigen geäussert), dass das Herumtragen dem Kind (v.a. dem kindlichen Rücken) schaden könne, stammt aus einer Zeit, wo Rachitis noch häufig war und entbehrt jeglichen Zusammenhang! Auch „Verwöhnen“ ist in den ersten 2-3 Lebensmonaten, wo die Kinder besonders viel elterliche Geborgenheit brauchen, nicht möglich!

Wichtig ist der Ausschluss pathologischer Ursachen!

Unspezifisches Schreien

Zeigen alle Säuglinge und unterschiedlichem Ausmass. Häufiger am Nachmittag und Abend (zwischen 15:00 und 23:00 Uhr). Die Säuglinge beginnen mit ca. 2 Wochen vermehrt zu schreien, stetige Zunahme, Gipfel mit ca. 2 Mt erreicht, danach kontinuierliche Abnahme.

Literatur: Crying in Infancy. Brazelton TB. Pediatrics 1962; 29: 579-588

Excessives Schreien

Definition → über 3 Stunden/Tag über 3x/Woche und das während > 3 Wochen bei einem Säugling unter 3 Monaten. Das Schreien ist durch elterliche Interventionen/Massnahmen (Stillen, Windelwechseln, Tragen) nicht zu beeinflussen. Die „Dreier-Regel“ ist im klinischen Alltag nicht sehr hilfreich. Es muss v.a. der Belastungsgrad der Bezugspersonen beachtet werden.

Pathologische Ursachen

Die DD-Liste beim weinenden Säugling ist lange. Es ist bei der Telefonberatung deshalb zentral, mögliche pathologische Ursachen anamnestisch auszuschliessen, bevor man die Eltern beruhigt. Im Zweifelsfalle (auch als Prävention möglicher Überforderungs-/Überlastungssituationen) Vorstellung empfehlen (entweder unmittelbar oder am folgenden Tag beim Kinderarzt)!

Ressourcen

Auch nach Ressourcen fragen (das klingt wirklich sehr anstrengend und kräftezehrend, haben sie Personen, die sie unterstützen können?“ Vorstellung bei KA / Mütterberatung empfehlen (Unterstützung, Beratung/Begleitung).

BERATUNGSTIPP

Allgemein sollte es dem Kind v.a. in der ersten Tageshälfte/bzw. zwischen Schreiphasen gut gehen, ein gutes Trinkverhalten zeigen und gedeihen. Säuglinge, die sich durch Tragen/Wiegen beruhigen lassen, sind für die Eltern „besser zu ertragen“ als solche, die stundenlang durchschreien (→ Vorstellung empfehlen, auch zum Ausschluss pathologischer Ursachen und als Prävention Überforderungssituation). Es lohnt sich, nach der letzten Arztkonsultation oder Mütterberatung zu fragen und diese zu empfehlen (v.a. wenn diese Ressource noch nicht ausgeschöpft ist). Ausserdem gibt es im Kispi eine „Baby- und Kleinkinder-Sprechstunde“ (Angebot vom KJPD; Eltern können sich direkt telefonisch melden 041 205 34 40)!

Literatur: O. Jenni. Säuglingsschreien und Schlaf-Wach-Regulation. Monatsschrift Kinderheilkunde, 2009 (PDF)

Varizellen

2-3 Wochen nach Kontakt entwickeln die Kinder ein typisches Exanthem: Maculae-Papulae-Vesiculae-Crustae (alles gleichzeitig vorhanden). Evt. besteht auch Fieber. Grundsätzlich müssen die Kinder bei unkompliziertem Verlauf nicht vorstellig werden. Die Eltern können Antihistaminika (Fenistil), Antipyretika und eine lokale Bepinselungslösung (weisse Schüttelmixtur, Tannosynt) selber in der Apotheke besorgen. Vorstellung bei starken Ohrenschmerzen, respiratorischen Beschwerden, Trinkschwäche aufgrund enoraler Läsionen, schlechtem AZ, generelle Hautrötung (TSS!).

Ansteckung

Das Kind ist 1-2 Tage vor Ausbruch des Exanthems bereits ansteckend und bleibt es so lange, bis alle Läsionen verkrustet sind und keine neuen mehr auftreten (i.d.R. 1 Woche).
Inkubationszeit 9-21 Tage. Das Kind darf mit verkrusteten Läsionen wieder in die Schule/Krippe (vollständige Abheilung der Krusten dauert länger).

Schwangere Frauen

Varizellen führen während der SS deutlich häufiger zu Komplikationen.
Eine Infektion in der ersten Hälfte der SS kann zu einem kongenitalen Varizellensyndrom beim Kind führen (Chorioretinitis, Mikrophthalmie, Katarrakt, Schädigung ZNS, Skelettanomalien, Hautskarifikationen). Besonders problematisch ist zudem der Ausbruch der Varizellen bei der Mutter fünf Tage VOR bis zwei Tage NACH der Geburt (perinatales Varizellensyndrom des Kindes, hohe Letalität). Schwangere Frauen, die nicht gegen Varizellen immun sind, sollten sich mit ihrem Gynäkologen absprechen, insbesondere nach allfälligem Kontakt!

Impfung

In der Schweiz ist die Varizellenimpfung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (< 40 J), die nie Varizellen hatten, indiziert (schwererer Verlauf mit mehr Komplikationen bei Erwachsenen!).
CAVE: keine Impfung während SS!

Verkaufskategorien von Medikamenten

Es gibt folgende Kategorien

  • A+: Betäubungsmittel (spezielles Rezept notwendig)
  • A: einmalige Abgabe auf ärztliche Verschreibung
  • B: Abgabe auf ärztliche Verschreibung
  • C: Abgabe nach Fachberatung durch Medizinalpersonen
  • D: Abgabe nach Fachberatung
  • CE: Medizinprodukt

Welches Medikament in welche Kategorie gehört, findet man im Arzneimittelkompendium (online: www.kompendium.ch, Präparat eingeben, dann in der Präparatbeschreibung links unter der Menüleiste auf Packungen/Preise gehen)

Verschlucken von Fremdkörper (siehe Fremdkörper)

Verstopfung (siehe Obstipation)

Weinen (siehe auch Schreien)

Windeldermatitis

Die Windeldermatitis ist keine Erkrankung mit bestimmter Ursache, sondern beschreibt eine Reizung/Wundsein der Haut im Windelbereich. Mögliche Ursachen sind:

Windelsoor

Candida albicans. Typischerweise hochrote Haut OHNE Aussparung der Hautfalten, Satellitenläsionen. Therapie: lokal Imazol/Pevaryl Creme 2x/d; bei enoralen Läsionen gleichzeitige Therapie mit Daktarin p.o. (gestillte Kinder: Brustwarzen der Mutter mitbehandeln).
CAVE: am Telefon kein Therapiestart mit Imazol, da evt. nur eine unspezifische Hautreizung (keine Infektion mit Candida albicans) vorliegt und keine antimykotische Therapie nötig ist. Vorstellung KA. Zwischenzeitlich Hautpflege wie unten beschrieben.

Unspezifische Reizung

Mazeration der Haut durch Urin/Stuhlgang/Konsum von grossen Mengen saurer Lebensmittel (Zitrusfrüchte) in Kombination mit einer modernen Windel (Okklusion). Keine Satellitenläsionen, Hautfalten z. T. nicht betroffen. Therapie: keine Feuchttücher sondern Reinigung nur mit Wasser, Windelbereich nach Reinigung fönen. Windeln regelmässig/häufig wechseln (alle 3-4 Stunden) bzw. windelfreie Zeit „Luftbad“ (v.a. bei noch nicht mobilen Kindern). Zinkhaltige Cremes (Oxyplastin, Zinkcream) oder Cavilon Spray. Wichtig: die Creme ist meistens pastenartig und muss nicht bei jedem Windelwechsel vollständig weggeputzt werden! Saure und scharfe Speisen wenn möglich meiden (bei gestillten Kindern soll die Mami wenn möglich darauf verzichten).

Unverträglichkeit verschiedener Externa

Reinigungstücher, Cremes, Salben, welche im Windelbereich angewendet werden; Waschmittel oder die Windel selber kann ebenfalls eine Unverträglichkeitsreaktion auslösen. Erscheinungsbild wie bei unspezifischer Reizung. Therapie: siehe oben.

Zahnen (siehe auch Fieber)

Die weit verbreitete Meinung, dass Zahnen per se Fieber produzieren kann, ist falsch! Milde Temperaturanstiege (max. 0.5°C) sind möglich. Oft haben zahnende Kinder eine Infektionskrankheit, die für das Fieber verantwortlich ist.
CAVE: es gibt Fachpersonen (Aerzte, MüBe, Hebammen, MPA’s, Apotheker), welche diesbezüglich weiterhin nicht korrekt informieren. Diplomatie ist hier gefragt („Zahnen per se sollte eigentlich kein Fieber machen. So wie sie mir ihr Kind beschreiben, hat es zur Zeit auch noch einen Infekt, der für das Fieber verantwortlich sein könnte“).
Bei zahnenden Kindern, welche Fieber aber keinen klaren Fokus haben, ist wie bei allen „Fieber ohne Fokus“ die Suche nach versteckten Infektionen (HWI etc.) indiziert.
Es ist möglich, dass zahnende Kinder etwas weicheren Stuhlgang haben als sonst und häufiger wund sind im Windelbereich. Siehe auch Windeldermatitis.
Leiden die Kinder stark unter dem Zahnen (Schmerzen, Unruhe, schlechtes Essverhalten), kann Osa Zahngel oder Paracetamol verabreicht werden (beides ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich).

Zahnunfall

Es ist ein grosser (therapeutischer) Unterschied, ob der Zahnunfall das Milchgebiss oder die bleibenden Zähne betrifft! Deshalb die Eltern immer fragen, ob Milchzähne oder bleibende Zähne betroffen sind.
Das Wechseln der Milchzähne gegen die bleibenden Zähne beginnt mit Durchbruch der Sechsjahrmolaren im 6. Bis 9. Lebensjahr. In dieser Zeit werden die Schneidezähne ersetzt (frühes Wechselgebiss). Nach ca. 1.5 Jahren Pause werden dann im 10. Bis 13. Lebensjahr die Milcheckzähne und Milchmolaren durch ihre Nachfolger ersetzt (spätes Wechselgebiss).

Zahnunfall Milchgebiss

Grundsätzlich ist die Vorstellung beim Kinderzahnarzt indiziert, da der Unfall dokumentiert werden muss, auch bei Bagatellverletzungen. Nur so wird die Krankenkasse die Kosten zahnärztlicher Interventionen der bleibenden Zähne übernehmen, die in Folge des Zahnunfalls am Milchgebiss entstanden sind.

  • Eingeschlagener Zahn: kein dringender Notfall, Vorstellung beim Kinderzahnarzt am nächsten Tag. Der Zahn wird entweder entfernt oder so belassen.
  • Ausgeschlagener Zahn: kein dringender Notfall (sofern die Blutung spontan sistiert). Keinesfalls den Zahn wieder einsetzen (Schädigung der Zahnanlage des bleibenden Zahnes möglich). Lücke bleibt, bis der bleibende Zahn nachwächst. Vorstellung Kinderzahnarzt am nächsten Tag.
  • Gelockerter Zahn: leicht gelockerte Zähne so belassen, weiche Kost, Vorstellung Kinderzahnarzt am nächsten Tag. Stark gelockerte Zähne sollten entfernt werden. In diesem Fall Vorstellung beim Kinderzahnarzt am gleichen Tag.
  • Dislozierter Zahn: fraglich oder nur ganz wenig dislozierte Zähne können so belassen werden, weiche Kost, Vorstellung Kinderzahnarzt am nächsten Tag. Bei stärker dislozierten Zähnen (und v.a. wenn durch die Dislokation der Mundschluss behindert wird), sollte die Vorstellung notfallmässig stattfinden.
  • Abgebrochener/gespaltener Zahn: kleine Absplitterungen sind harmlos, Vorstellung am nächsten Tag beim Kinderzahnarzt. Bei stark traumatisierten Zähnen (grosses Stück abgeschlagen, gespalten → diese Zähne bluten in der Regel) empfiehlt sich die Vorstellung notfallmässig.

Zahnunfall bleibende Zähne

Ist grundsätzlich eine Notfallsituation! Die Chance für langfristige Erhaltung verletzter bleibender Zähne ist umso besser, je rascher die korrekte Behandlung erfolgt (am besten innerhalb 1-2 Stunden). Vorstellung notfallmässig beim Kinderzahnarzt!

  • Ruhe bewahren! Ein Zahnerhalt ist meistens möglich, wenn richtig gehandelt wird!
  • Bei starker Blutung mit Gaze oder Stoff-Taschentuch Druck ausüben
  • Zahn richtig aufbewahren: abgeschlagene Zahnteile oder ausgeschlagene ganze Zähne sofort in eine Zahnrettungsbox legen (Dentosafe; ist in Apotheken, Schulen, Schwimmbäder und Zahnarztpraxen verfügbar). Falls nicht vorhanden → Zahn bzw. Zahnteil SOFORT in kalte Milch legen! Kein Transport von ausgeschlagenen Zähnen oder Teilen davon im Mund (Verschluckungsgefahr) oder anderen Flüssigkeiten, kein Reinigen, kein Trocknen lassen!

Zahnärztlicher Notdienst Raum Luzern: 0848 582 489

Kinder mit Zahnschmerzen aufgrund Karies: Analgesie mit Dafalgan/Algifor oder Voltaren, Vorstellung baldmöglichst Kinderzahnarzt! Falls Fieber, Schwellung Wange → Vorstellung Notfallstation (Chirurgie).

Zeckenstich

Entdecken die Eltern bei ihrem Kind eine Zecke, soll diese sofort mit einer Pinzette entfernt werden. Dabei die Zecke mit der Pinzette packen (nicht zu fest zudrücken) und sie langsam aus der Haut ziehen. Kein Drehen, kein „Ertränken“ der Zecke mit Öl. Bleibt der Kopf in der Haut → so belassen! Kein forciertes Entfernen des FK (schafft sich selber aus der Haut).
Info an Eltern: die Drüsen, in der die Krankheitserreger drin sind, befinden sich im Körper der Zecke (der ja entfernt wurde). Stelle beobachten und bei Abszessentwicklung Vorstellung.
Ist die Zecke entfernt, soll man sie sicher entsorgen/töten. Es ist keine spezielle Pinzette (Zeckenzange) zur Entfernung nötig. Eltern anweisen, danach die Stelle zu desinfizieren und danach gut zu beobachten. Bei Auftreten eines Erythema chronicum migrans (roter Kreis, der immer grösser wird) Vorstellung beim Kinderarzt.
Schutz vor Zeckenstich: bei Aufenthalt im Wald/hohen Gras → helle, lange Kleidung (Socken über Hose ziehen), geschlossene Schuhe mit Socken, lange Ärmel. Jeden Abend das Kind nach Zecken absuchen (v.a. auch in Hautfalten/Bauchnabel) und diese entfernen. Antizeckenmittel (Repellentien) alleine sind nicht zuverlässig!

Die Zecken übertragen in der CH zwei Krankheitserreger.

Borrelia burgdorferi

Man unterscheidet drei Stadien der Krankheit.

  • Früh lokalisiertes Stadium: 1-32 Tage (Median 11 Tage) nach dem Zeckenstich kann es zu einem Erythema chronicum migrans kommen. Bei Kindern ist das Erythema chronicum mirgrans die häufigste Manifestationsform und es kommt selten zu einem späteren Stadium OHNE diese Hautmanifestation. Vermutet man am Telefon ein früh lokalisiertes Stadium, ist die Vorstellung (innerhalb von 24 Stunden) indiziert, muss aber nicht notfallmässig erfolgen.
  • Früh disseminiertes Stadium: Manifestiert sich Wochen nach dem Zeckenstich. Mögliche Erscheinungsformen: multiple Erythema migrans, Facialisparese, lymphocytäre Meningitis. Oft bestehen zusätzlich unspezifische Symptome (Kopfschmerzen, Fieber, Myalgien, Arthralgien, Müdigkeit). Da bei solchen Symptomen eine bakterielle Erkrankung ausgeschlossen werden muss, ist eine Vorstellung gleichentags indiziert.
  • Spätes Stadium: Monate bis Jahre nach einem Zeckenstich kann es – ohne dass ein Zeckenstich oder ein früheres Stadium der Lyme borreliose bekannt ist – zu einer Arthritis (oft Knie!) kommen. Vorstellung gleichentags zum Ausschluss einer septischen Arthritis.
    Auch andere ZNS-Symptome sind möglich (z. B. periphere Neuropathie).

Es wird via Internet oder Apotheken ein Zeckentest angeboten: die Eltern kaufen für 69.- (!) einen speziellen Test-Kit und schicken dann die Zecke(n) in einem Proberöhrchen ein. Drei Tage später können sie das Resultat per Internet (mit Login) abrufen. Diese Tests sind aus folgenden Gründen NICHT zu empfehlen:

  • Werden Borrelien im eingeschickten Zeckenmaterial nachgewiesen, heisst das noch lange nicht, dass der Betroffene infiziert wurde. Man würde also nicht antibiotisch behandeln, sondern abwarten und beobachten (was man auch ohne Test macht).
  • Ein negativer Test schliesst nicht 100% aus, dass die Zecke Borrelien trägt (falsche Sicherheit).
  • Etwa die Hälfte aller Zeckenstiche werden von den Betroffenen gar nicht bemerkt (Zecken fallen vorher ab). Getestet werden aber nur die bemerkten Zecken.
  • Rund 5-30% (stellenweise bis 50%) der Zecken in der CH sind mit Borrelien infiziert → die Chance, dass der Test positiv ausfällt, ist also gross. Die Konsequenzen aus dem Test sind aber klein (= keine prophylaktische Therapie bei asymptomatischem Patienten). Das bedeutet: maximale Beunruhigung für minimale therapeutische Implikation.

FSME-Virus

Rund 1% der Zecken in Naturherden (beim BAG findet man die aktuelle Karte der bekannten Endemiegebieten) tragen das FSME-Virus in sich. In der Mehrheit der von einer FSME-infizierten Zecke gestochenen Personen verläuft die Infektion unbemerkt. Eine Minderheit erkrankt: nach 2-28 d grippeähnliche Symptome (dauern einige Tage). 5-15% der erkrankten Personen entwickeln nach weiteren 4-6 Tagen eine Meningitis und z. T. Encephalitis. Therapie: symptomatisch. Restbeschwerden können sich nach Wochen bis Monaten zurückbilden oder bestehen bleiben. Bei 1% der Erkrankten verläuft die Krankheit tödlich (meistens ältere Patienten). In der Regel erkranken Kleinkinder seltener und der Krankheitsverlauf ist weniger schwer als bei älteren Personen. Die FSME-Impfung ist in der CH ab 6 Jahren empfohlen für Kinder, die in einem Endemiegebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten. Die Impfung benötigt 3 Dosen.

By the way: es heisst tatsächlich Zeckenstich (und nicht „-biss“)! Die Zecke ritzt mit ihren paarig angelegten sogenannten Cheliceren die Haut ein und schiebt das Hypostom (Stechapparat) in die Wunde.

Zum Schluss noch ein paar Minenfelder...

Zweitmeinung

Es gibt Eltern, die eine unabhängige und möglichst neutrale Zweitmeinung zu einem Thema haben möchten. Sie haben sich im Vorfeld meist schon beim Kinderarzt (verschiedenen Ärzten) beraten lassen und oftmals das Internet konsultiert. Sie gehen davon aus, am Beratungstelefon eine offizielle und allgemeingültige Stellungnahme (vom Spital) zu erhalten.
Zuerst muss die Situation genau erfragt werden (siehe Basismerkblatt). Es ist erlaubt, vor einer Antwort den Spezialisten zu konsultieren (Rückruf an Eltern). Eltern darauf hinweisen, dass man das Kind nicht selber untersucht hat („unter der Annahme, dass das Kind bei der Untersuchung beim Kinderarzt als soundso beurteilt wurde ...“ oder „so wie sie mir die Geschichte und den (Allgemein-)Zustand ihres Kindes beschreiben, ...“).
Wünschen die Eltern eine Konsultation im Kispi (Spezialist), sollten sie darauf hingewiesen werden, dass sie von ihrem Kinderarzt zugewiesen werden müssen. Keine Patienten direkt in eine Spezialsprechstunde einschleusen! Ausnahme: Notfallsituation. Dann aber Konsultation via Notfallstation!

St. n. Konsultation bei Kinderarzt gleichentags

Die Konsultation beim Kinderarzt (mit ambulantem Management) am gleichen Tag schliesst eine ernsthafte Erkrankung nicht aus. Die Tatsache, dass sich die Eltern telefonisch melden bedeutet, dass sie beunruhigt sind. Entsprechend muss die Situation (wie immer) ernst genommen werden. Eine genaue Anamnese und Befunderhebung ist wichtig (siehe Basismerkblatt). Die Eltern sollen einschätzen, ob es dem Kind gleich gut bzw. schlecht geht wie zum Zeitpunkt der Konsultation oder besser/schlechter. Nach Möglichkeit nochmals Vorstellung beim Kinderarzt. Falls dieser nicht mehr erreichbar ist und die Situation unklar bleibt bzw. als ernsthaft eingeschätzt wird → Vorstellung NF-Station!

Fordernde Eltern/Vorwürfe

Selten wird man am Beratungstelefon mit klaren Forderungen oder Vorwürfen konfrontiert („Ich will jetzt sofort ins Kispi kommen und mein Kind soll gründlich vom Spezialisten abgeklärt werden!“, „Sie helfen mir ja sowieso nie“, „Ssie wollen mich nur abwimmeln, weil sie mein Kind nicht anschauen wollen“, ...). Hier lohnt es sich, tief durchzuatmen und die Situation zu klären versuchen: „Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. So wie ich die Situation im Moment einschätze, ist blablabla nötig“, „Es tut mir leid, wenn ich sie nicht richtig verstanden habe. Könnten sie mir ihre konkrete Frage nochmals wiederholen?“ Niemals auf Wortgefechte einlassen; nicht provozieren lassen! Im Zweifelsfall Telefonnummer notieren und zurückrufen. So hat man die Möglichkeit, verschiedene Dinge abzuklären (Tel. KA, Rücksprache mit Spezialisten, ...) und auch emotional etwas Abstand zu gewinnen.

Unzufriedene Eltern

Wenn sich Eltern am BT über die Behandlung bei KA beklagen → Ball zurück geben (sie sollen das direkt mit ihrem KA besprechen! Keine Stellung beziehen (weder für KA noch gegen ihn), sondern darauf hinweisen, dass man nur eine Seite hört und es somit nicht möglich ist, die Situation zu beurteilen und ein klärendes Gespräch der direkt Betroffenen nötig ist. Beklagen sich die Eltern über einen Kispi-Arzt/Behandlung auf NF-Station → Reklamation aktiv entgegen nehmen („Es tut mir leid, dass sie nicht zufrieden waren mit der Behandlung. Ich gehe der Sache gerne nach und melde mich nochmals bei ihnen“). Situation abklären und Eltern zurückrufen (evt. direkt durch Betroffene oder OA/LA Notfallstation).

Wartezeiten

In den Wintermonaten fragen Eltern manchmal, wie lange die aktuellen Wartezeiten auf der Notfallstation sind. Nie konkrete Zeitangaben machen sondern versichern, dass sich das Notfall-TEAM (!) Mühe gibt, allen Bedürfnissen gerecht zu werden und alle Kinder gut und sorgfältig zu behandeln. Die Erklärung des Triagesystems am Telefon ist wenig sinnvoll, weil Eltern oft der Meinung sind, dass ihr Kind am dringendsten behandelt werden muss (aus welchem Grund auch immer).

Anruf auf den Dienstsucher

Es wird (v.a. am Anfang) Eltern geben, die weiterhin auf den Dienstsucher anrufen. In diesem Fall darf man die Eltern freundlich darauf hinweisen, dass es ab sofort ein kostenpflichtiges Beratungstelefon gibt (Nummer geben!) und dass sie dort kompetent und umfassend beraten werden. Nicht auf Diskussionen einlassen! „Es tut mir leid, dass ich Ihre Frage nicht beantworten kann. Sie dürfen jederzeit auf unser Beratungstelefon anrufen. Dort werden Sie umfassend und kompetent beraten.“

Zeitnot

Es kann in absoluten Ausnahmesituationen (!) vorkommen, dass der fürs Beratungstelefon zuständige Arzt absolut keine Zeit für Beratungen per Telefon hat (z.B. nachts, wenn gleichzeitig ein schwerst krankes Kind auf der NF-Station eintrifft oder er bei einer Geburt in der Frauenklinik ist). In dieser Situation darf man das Beratungstelefon kurzzeitig einer Pflegefachfrau der Notfallstation abgeben. Diese nimmt die Anrufe entgegen, notiert die Telefonnummer. Sie kann ihrerseits eine Beratung machen, wenn sie sich dabei sicher/kompetent fühlt. Es soll den Eltern aber immer angeboten werden, dass der Arzt zurückruft, sobald er kann. In unvorhergesehenen Situationen, in denen eine Beratung gerade unmöglich ist: dem Anrufenden die Situation erklären und zurückrufen. „Es tut mir sehr leid, dass ich Ihre Fragen im Moment nicht ausreichend beantworten kann. Wenn sie sich um Ihr Kind ernsthaft Sorgen machen, dürfen Sie jederzeit mit Ihrem Kind ins Kinderspital kommen. Ich schreibe mir aber gerne Ihre Telefonnummer auf und rufe Sie zurück, sobald ich kann. Es wird aber ca. so-und-so-lange dauern.“

Es ist zu vermeiden, die Eltern um einen Rückruf aufs Beratungstelefon zu bitten – die Eltern zahlen jedes Mal 3.23.-/Min!

Ein versprochener Rückruf muss unbedingt eingehalten werden!