Knollenblätterpilze (=Amanita) und Amatoxin-haltige Pilze

Inhaltsverzeichnis

Autoren: Dr. med. M. Doutaz / Dr. med. P. Imahorn
Version: 11/09

Phalloides-Syndrom

Potentiell tödliche Knollenblätterpilzvergiftung

  • Choleraähnliche Brechdurchfälle mit Exsikkose, Bauchkrämpfen in der Regel (4)-6-12-(24) Stunden nach Pilzgenuss
  • Leberparameter, Gerinnung!
  • Scheinbare Erholungsphase von 12-24 h
  • Leber- und Nierenversagen mit möglichem Tod 3 bis mehrere Tage nach Pilzeinnahme

Galerina = Häublinge
Lepiota = Schirmlinge

Nachweis von Amanitingift

Aus Pilz

  1. Vom Pilz ein kleines Stückchen abschneiden und auf einem Zeitungspapier den Saft abreiben
  2. 6-normale 20% Salzsäure darüberträufeln
    KSL Chemielabor stellt dies notfallmässig auf Anfrage her
  3. Giftnachweis positiv: diskrete Blaufärbung nach 5-10 min.

Aus Serum, Urin, Mageninhalt, Stuhl

  1. Nur in den ersten 24 h nach Pilzeinnnahme nachweisba (ELISA Test)
  2. Mit Chemielabor LUKS besprechen. Muss weitergeschickt werden.

Antidot des Amatoxins

Silymarin, Silibinin (Legalon®)

  • 20 mg/kgKG/d in 4 Einzeldosen über je 2 Stunden (1)(siehe auch Kompendium)
  • Ist immer im Antidotkasten der Apotheke LUKS: 5555 oder 5554
  • In der Nacht → Med. IPS: haben Schlüssel für Antidotkasten
  • oder → Pikettdienst der Apotheke über 111 verlangen

Therapie (3) nach Absprache mit Toxzentrum

  • Supportive Massnahmen
    • Grosszügige Flüssigkeitszufuhr, Ziel: Urinvolumen von 2-6 ml/kg/h
    • Verlegung auf Intensivstation, Kontakt mit Hepatologen und Toxikologen
  • Primäre Darmdekontamination
    • Magenspülung (immer in Latenzphase, später bis 36 h nach Einnahme sinnvoll, wenn noch Pilzmaterial im Magen erwartet wird)
    • Gabe von Aktivkohle, 50-100 g
    • Bei starkem Verdacht auf Pilzreste im Kolon evtl. Darmspülung oder hoher Einlauf
  • Antidottherapie
    • Silibinin, 5 mg/kgKG, 4xtgl i.v. über 2 h, für 3-5 Tage
    • N-Acetylcystein 140 mg/kgKG i.v., dann 70 mg/kgKG alle 4 h i.v.
  • Sekundäre Darmdekontamination
    • Bei spontanem Erbrechen
      • Duodenalsonde, Absaugen der Galle
    • Bei fehlendem Erbrechen
      • Duodenalsonde oder wiederholte Gabe von Aktivkohle, z.b. stündlich 12.5 g

 

 

Quellen:

  1. www.toxi.ch
  2. www.vapko.ch (schweizerische Vereinigung amtliche Pilzkontrollorgane)
  3. Amanita-phalloides-Vergiftung - eine Indikation zur Lebertransplantation, Schw. Med. Forum 2007; 7: 49-54